Den nachfolgenden Text habe ich vor ein paar Jahren schon verfasst. Aber nun da ich selber Mitarbeiter bei der Deutschen Bahn bin, weis ich nun auch aus der Sicht eines Finders wie sinnvoll eine Beschriftung an einem Gepäckstück ist:
Meine Mama hat mir das damals so beigebracht: An den Griff des Koffers musste ein wasserfester Anhänger mit Name und voller Adresse. Am Besten in Druckschrift damit das auf ja jeder lesen kann. Des weiteren musste ein genauso großes Schild in den Koffer. Als ich noch ganz klein war, hat sie diese sogar im Futter des Deckels eingenäht (Lederkoffer mit Textil Innenfutter). Ihrer Meinung nach müsse immer die volle Adresse drauf, damit man den Koffer falls er verloren geht wieder bekommen kann.
Adresse auf dem Koffer wird als Risiko bezeichnet
In den letzten Jahren wird aber immer mehr davor gewarnt die gesamte Adresse auf den Koffer zu schreiben. Es soll ganze Banden geben, die an großen Bahnhöfen und Flughäfen nach Koffern von abreisenden Urlaubern Ausschau halten, um Adressen ausfindig zu machen wo die nächsten Tage und Wochen keiner zu hause ist. So wissen Bösewichte genau wo man einbrechen kann. Je größer der Koffer umso länger ist vermutlich der Aufenthalt.
Aus diesem Grunde wurden die Handelsüblichen abgedeckten Kofferanhänger entwickelt, bei denen die Adresse verdeckt ist. Will man die Adresse lesen muss man das Teil erst öffnen und das braucht Zeit und das geht nicht ganz unauffällig. Am Bahnhof und am Flughafen sollte man die eigenen Gepäckstücke eh nie unbeaufsichtigt lassen. Viel zu groß ist die Gefahr das etwas geklaut wird oder noch schlimmer etwas in das Gepäck dazu gepackt wird.

Heute gibt es viel mehr Alternativen
Heutzutage gibt es viel mehr Alternativen zur Postadresse. Man könnte nur die Handynummer oder eine E-Mail Adresse angeben. Dann weiß keiner wo genau eine Wohnung leer steht, aber man kann kontaktiert werden.
Digitale Lösung:
Wer auf Nummer Sicher gehen will und Digitale Spielereien mag dem kann ich diesen Artikel empfehlen:
Bagtap – Silikon – digitaler Gepäck und Reiseanhänger
Hier wird die Adresse eine QR Code zugeordnet und der Finder kann diese über das Internet abrufen. Am Koffer selbst sieht man keinen Namen und nichts. Die Hinterlegte Adresse kann man jederzeit ändern.
Auf diese Weise kann man auch das Hotel oder die Ferienwohnung hinterlegen.
Wann ist eine Beschriftung des Koffers Pflicht?
Es gibt Reiseveranstalter die eine Kennzeichnung wem welches Gepäckstück gehört explizit verlangen. Sehr oft stellen diese Anbieter kostenlose Anhänger zur Verfügung. Oft reicht hier die Angabe von Name und Bestimmungsort bzw das Hotel. Bei Busreisen bei denen das Gepäck von Hand verladen wird ist das üblich.
Bei Flixbus muss man seinen Koffer auch beschriften. Dazu wird einem bei der Buchung ein Anhänger zum Ausdrucken zur Verfügung gestellt. Darauf steht auch nur der Name des Reisenden und der Bestimmungsort.
In einem Flixbus muss man sein Gepäck selbst ein und ausladen, doch die Kennzeichnung soll verhindern das jemand einen falschen Koffer mit nimmt. Außerdem darf jeder reisende nur einen Koffer kostenfrei mitnehmen, jeder weitere wird berechnet. Leider halten sich die meisten Fahrgäste nicht an die Kennzeichnungspflicht weil kaum ein Busfahrer dies wirklich kontrolliert.
Auf Flugreisen wird der Koffer oder das Gepäckstück sowieso mit einem Klebeetikett gekennzeichnet. Darauf steht meistens nur die Flugnummer und der Zielflughafen. Einen weiteren Anhänger mit der kompletten Adresse halte ich für nicht sinnvoll. Denn das Fluggepäck ist so lange außerhalb der eigenen Aufsicht. Da weiß man wirklich nicht ob nicht jemand mit unehrlicher Absicht die Adressen liest und weitergibt. An Einbecherbanden oder ähnliches.
Meine Persönliche Erfahrung mit der Adresse im Koffer
Seit ich nicht mehr bei den Eltern wohne mach ich auch keine Kofferanhänger an mein Gepäck. Irgendwie kam mir das immer altmodisch und blöd vor. Dennoch habe ich mit der Adresse im Koffer eine gute Erfahrung gemacht.
Ich hatte meiner Mutter einen Koffer geliehen und nachdem sie ihn mir zurück gegeben hat, habe ich nicht daran gedacht das sie vielleicht ihre Adresse im Koffer belassen hat.
Als ich dann Monate später mit dem gleichen Koffer unterwegs war passierte mir ein Fauxpas! Ich stellte den Koffer in den Nahverkehrs Zug von Stuttgart nach Karlsruhe und stieg noch mal kurz aus, weil durchgesagt wurde der Zug hätte erhebliche Verspätung. Da ich kurz unaufmerksam war, fuhr der Zug mit meinem Koffer davon! Sofort ging ich zum Informationsschalter und meldete das, weil ich verhindern wollte das mein Koffer einen Bombenalarm oder ähnliches auslöst. Der Bahnmitarbeiter versuchte im Zug anzurufen, was ihm nicht gelang. Deshalb informierte er den Endbahnhof Karlsruhe und dort ging ein Mitarbeiter gezielt auf die Suche nach meinem Koffer… ich konnte ja genau sagen wo ich ihn abgestellt hatte, doch der Koffer war weg!!!
So fuhr ich ohne Gepäck nach hause und verabschiedete mich schon innerlich von den Kleidungsstücken darin. Zwei Wochen später rief mich meine Mutter aufgeregt an: Sie habe einen Brief erhalten das ihr Koffer jetzt in Karlsruhe aufgetaucht sei! Welcher Koffer? Wieso?
Sie hatte für ihre Reise mit dem Koffer einen Aufkleber mit ihrer Adresse in den Deckel geklebt und dieser wurde nun von DB-Mitarbeitern gefunden. Später konnten wir folgendes nachvollziehen:
Einem Fahrgast war der Herrenlose Koffer aufgefallen und weil dieser Angst vor einer Bombe oder ähnlichem hatte, hat er den diesen auf einem der Zwischenhalte einfach raus auf den Bahnsteig gestellt. Dort fiel er erst Tage später einer Reinigungskraft auf und wurde an die Sammelstelle für Fundsachen in Karlsruhe geschickt. Dort wurde er geöffnet und die Lebensmittel (2 Äpfel, ein belegtes Brot und eine Packung Kekse) entsorgt. Es wurde nach einer möglichen Bombe und einer Adresse gesucht und der Aufkleber meiner Mutter gefunden.
In dem Brief wurde sie dazu aufgefordert den Koffer persönlich abzuholen. Wir nutzten dies für einen gemeinsamen Mutter-Tochter Tagesausflug nach Karlsruhe. Mit dem Zug hin, Koffer holen, Eis Essen und nach einem kurzen Spaziergang um den Bahnhof herum wieder zurück.
Der Inhalt meines Koffers war komplett und unbeschädigt. Lediglich die Lebensmittel (Reiseproviant ) waren aus hygienischen Gründen entsorgt worden. Selbst mein Föhn und die elektrische Zahnbürste waren noch da.
Mein Fazit:
Seit diesem Erlebnis habe ich immer eine Visitenkarte oder einen Zettel mit meiner Adresse und Handynummer in jedem Gepäckstück. Seit kurzen besitze ich so einen digitalen Kofferanhänger konnte ihn aber wegen Corona leider noch nicht nutzen. Ich werde hier darüber berichten.
Digitale Kofferanhänger gibt es in großer Auswahl bei Amazon, hier ein paar Tipps:
Weitere Beiträge zum Thema Gepäck
- Welche Koffergröße für die Fahrt mit dem Zug
- Flixbus: Gepäckdiebstahl verhindern
- Koffer kennzeichnen
Kofferanhänger selber machen
Wenn Du selber kreativ werden willst und ein wenig nähen kannst, dann habe ich hier eine schöne Idee. Bei antetanni habe ich eine tolle Anleitung für Gepäckanhänger entdeckt.. Schau dort mal vorbei, die sind wirklich nicht schwer zu machen.
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Hahaha, etwas in der Art ist mir auch einmal passiert. Ich hatte im Zug einen Bekannten getroffen und mit ihm eine so kurzweilige Fahrt mit viel Geplapper erlebt, dass ich beim Ausstieg im Heimatort – wir haben weiter ununterbrochen geschnattert – völlig vergessen hatte, dass ich ja noch ein Gepäckstück oben im Gepäcknetz deponiert hatte. Das fuhr dann auch ohne mich weiter… Es konnte zwar der Zugbegleiter erreicht werden, aber dennoch wurde das Gepäckstück im nächsten Bahnhof ausgeladen und ich musste bzw. konnte/durfte es dort dann persönlich abholen kommen. Wir hatten das damals auch zum Anlass genommen, am darauffolgenden Wochenende mit dem Zug zu eben diesem Bahnhof zu fahren, haben dort dann einen schönen Familiensonntag mit Eis essen, Stadtbummel usw. verbracht. Vor der Rückreise haben wir das Gepäckstück in Empfang genommen und sind wir nach Hause gefahren. Wir wären nie auf die Idee gekommen, zum Stadtbummel in diese Stadt zu fahren, so hatte es doch auch etwas sehr Schönes. ♥
Ich nutze übrigens immer knallig bunten Kofferanhänger, um unsere (schwarzen) Koffer z. B. auf dem Gepäckband/im Gepäckraum schnell(er) identifizieren zu können und so besteht auch weniger Verwechslungsgefahr, dass wir oder jemand anderes einen fremden Koffer schnappt. Die Anhänger habe ich selbst genäht, das (austauschbare) Adressfeld ist von außen nicht sichtbar und ich schreibe grundsätzlich nur meinen Nachnamen und Empfängerort plus Handynummer und E-Mailadresse drauf. Wenn wir in ein Hotel reisen, dann zusätzlich die Hoteldaten.
Viele Grüße
Anni
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