Heute durfte ich endlich mal wieder arbeiten. Nach monatelangen Lockdown, Krankheit, Urlaub und viel zu viele freie Tage durfte ich heute mal wieder ran.
Aufgrund der sogenannten Corona-Notbremse ist das Warenhaus, wo ich arbeite, nur für Kunden mit Impfung oder einem negativen Testergebnis, das nicht älter als 24 Stunden ist, geöffnet. Folglich ist sehr sehr wenig los.
Einen solch ruhigen Arbeitstag habe ich in den 33 Jahren, die ich schon im Verkauf arbeite, noch nie erlebt. Selbst bei schlimmsten Schnee-Chaos oder bei 38 Grad sind mehr Kunden bei uns im Laden unterwegs.
Kein Wunder das man mir soo viel frei gibt. Denn bei diesem Ansturm reicht wirklich ein Mitarbeiter auf dem ganzen Stockwerk. Ich hatte heute etwa 20 Kunden. Mit jedem habe ich länger gesprochen…
Verkaufsgespräche wie aus dem Bilderbuch
Ich habe heute wirklich Beratungsgespräche wie aus dem Lehrbuch geführt. Habe mir intensiv Zeit genommen für die “Bedarfsermittlung”, die Ware mit zahlreichen Vorzügen und Eigenschaften beschrieben und zum Schluss noch einen Zusatzverkauf angeregt…
So ungefähr haben wir das damals in der Berufsschule gelernt. Doch die Praxis sah oft ganz anders aus, es musste fast immer schnell gehen, man hatte keine Lust, Geduld oder Zeit auf den einzelnen Kunden wirklich ideal einzugehen. Man selbst spürte schon in der Situation, dass es nicht gut lief, aber in Stresssituationen gab es oft keine andere Alternative.
Doch jetzt ist alles extrem entschleunigt. Man hat Zeit für den einzelnen Kunden. Ob der nur einfach schmökern möchte, sich umgucken oder etwas ganz bestimmtes sucht.
Heute habe ich wirklich jeden Kunden den ich bei mir auf dem Stockwerk gesehen habe begrüßt und mit fast jedem ein paar Worte gewechselt. Selbst der Satz “Schön das sie da sind” ging mir freundlich und ehrlich über die Lippen.
Unmögliche Situation wird zum Happyend
Die vergangenen Monate waren nicht leicht. Und viel zu viel ist leider in dem Lockdown Chaos untergegangen. Und das obwohl wir diesmal besser vorbereitet waren als letztes Frühjahr.
Die Liefersituation von verschiedenen Stoffen hatte sich bis zum Dezember noch immer nicht normalisiert. Manche Artikel fehlten ständig, weil plötzlich die Nachfrage nach Stoff und Nähutensilien viel höher ist als zuvor.
Eine ältere Kundin hatte sich im Dezember darüber beschwert das sie nun schon mehrfach da gewesen sei und jesdes mal hieß es das dieser eine Baumwolljersey in weis ausverkauft sei. Ich wusste aber das der alle Nase lang gekommen ist, doch sie hatte jedes mal Pech das er gerade leer war als sie da stand.
Weil sie sich sehr unzufrieden äußerte haben wir ausnahmsweise eine Sonderbestellung für diesen Standartartikel gemacht. Normal sollten wir dies möglichst unterlassen weil dies zu einer doppelten Lieferung führt und die automatische Nachbestellung durcheinander bringt. Aber das war ja egal, weil dann der Lockdown kam!
Jetzt haben wir zwar seit März wieder geöffnet, aber die Kunden aus der Schweiz dürfen nicht nach Deutschland zum einkaufen kommen… also lag die Bestellung noch immer im Ordner und der Stoff doppelt im Verkaufsraum.
Heute Vormittag war so wenig los, das ich mir einfach mal den Bestellordner durchgeschaut hab. Auf Verdacht habe ich die Kundin angerufen. Meine Kollegin hatte neben die Telefonnummer handschriftlich “Kundin will sofort informiert werden!” vermerkt.
Die Bestellung ist vom Dezember! Seit März haben wir wieder geöffnet. Und ich rufe im Mai an. Eigentlich hab ich damit gerechnet das die Kundin sagt sie braucht den Stoff nicht mehr.
Aber es ging der Mann ans Telefon, und wieder erwarten wusste dieser das seine Frau noch auf den weißen Stoff wartet. Ich war überrascht. “Aber sie kommen doch aus der Schweiz”. Und er antwortete “Wir sind beide geimpft, wir dürfen in Deutschland wieder einkaufen” daraufhin erklärte ich ihm das wir momentan nur geimpfte oder getestete Kunden rein lassen dürfen, und er “dann kommen wir den Stoff holen”…
Zwei Stunden später standen die beiden Senioren vor mir. Sie freuten sich beide sehr endlich wieder zu uns in den Laden zu dürfen. Der Mann bedankte sich nochmals ausdrücklich für meinen Anruf. Verkauft habe ich letztendlich nur 1.5 Meter. Aber ich habe damit zwei treue Kunden total begeistert.
Die Kunden sind total nett
Die wenigen Kunden die momentan da sind, sind auch wirklich alle nett. Und sie haben Zeit! Denn wer extra einen Schnelltest gemacht hat um in den Laden zu gehen, der genießt das dann auch.
Kurzfristig musste ich für die Kollegin vom 4. Stock auf beide Stockwerke schauen, und in der Haushaltsabteilung fragte mich eine Kundin nach einer Creppes-Pfanne, ich weiß zwar, das wir sowas haben, habe ich schon gesehen… aber wo und von welcher Firma? Keine Ahnung. Ich suchte mit ihr eine Weile, und musste sie dann bitten auf die Kollegin zu warten. Diese war nur auf Toilette. Sie kam und zeigte der Kundin zwei Modelle, leider waren an beiden keine Preisetiketten.
Während die Kollegin die Beschichtung der Pfanne erklärte, nahm ich die Schachtel und ging zum Preisscanner. Also bedienten wir kurz mal zu zweit die Dame… später meinte diese sie hätte sich “königlich bedient gefühlt”…
Tja so ein exklusives Einkaufserlebnis gibt es nicht mehr lange. Nur noch morgen. Denn ab Montag dürfen wir wieder alle Kunden mit Termin rein lassen. Die “Bundes-Notbremse” wird aufgehoben. Mehr dazu auf der Webseite vom Landkreis Lörrach.
Einen Termin kriegt man entweder am Haupteingang oder man reserviert ihn online, wie das geht, habe ich unter “So funktioniert die Terminvergabe zum Shopping”.
Mein Abendessen heute
So jetzt habe ich sehr viel geschrieben, aber kein einziges Foto… deshalb zeige ich jetzt, was ich eben als Abendessen hatte: (keine Angst ich hab nicht alles auf einmal gegessen)

Was es genau mit Toogoodtogo auf sich hat habe ich bereits vor zwei Jahren beschrieben. Siehe dazu “meine Erfahrung mit Toogoodtogo in Basel” oder “Mit Toogoodtogo in Hamburg”. Mal sehen vielleicht schreibe ich morgen einen Artikel über die aktuelle Situation in Lörrach.
Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog
Samstag vor einer Woche war ich Termin-Shoppen und da hatte ich auch von der „anderen Seite“ das Gefühl alles ist viel ruhiger, freundlicher und auch dankbarer. Wir Kunden dass wir wieder einkaufen können und die Verkäufer, das wir Kunden wieder kommen.
Das ist wirklich so, wir freuen uns über jeden der kommt