Heute sollten die Fäden gezogen werden, mit denen bei meiner Varizen OP die größeren Wunden genäht wurden. Dazu sollte ich nach Weil am Rhein in die Praxisräume der Tagesklinik kommen.
Da es mir heute erheblich besser geht als gestern hab ich beschlossen dies mit der S-Bahn zu machen. Die Paar Schritte bis zum Bahnhof kann ich gehen und in Weil ist es ja auch nicht weit.
Für gewöhnlich buche ich meine Bahnfahrkarten mit der DB-Navigator-App, darüber habe ich auch mal ausführlich geschrieben. Da ich aber kürzlich mein Handy “aufgeräumt” hatte, hatte ich vorübergehend die App deinstalliert. Nach der Neuinstallation hatte ich nicht bedacht, das ich mir ja ein paar Auswahlparameter welche Strecke ich bevorzugen möchte dadurch gelöscht habe.
Heute Vormittag hab ich etwas unaufmerksam einfach eine Verbindung gesucht und auch gleich die passende Fahrkarte dazu gekauft. 16:02 Abfahrtzeit. Auch da hab ich mir nichts bei gedacht. Wenn ich bissel drüber nachgedacht hätte wäre es mir vielleicht aufgefallen… denn früher als ich regelmäßig auf die Bahn angewiesen war wusste ich das immer um Punkt und um Halb am Hauptbahnhof Züge nach Basel fahren.
Ich ging also zum Bahnsteig, war aber voll der Meinung ich fahre jetzt mit der S5 nach Weil. Weil das ist die kürzeste Verbindung. Im Zug traf ich eine Dame die ich kenne und die mir ihren Sitzplatz anbieten wollte, aber da ich momentan schlecht mit angewinkelten Beinen sitzen kann lehnte ich dankend ab. Und so entwickelte sich ein Gespräch über Krampfadern…
Riehen Niederholz???
Da ertönte die Durchsage Riehen Niederholz? Hä? Was? bin ich im falschen Zug? Nein ich hatte tatsächlich versehentlich eine Verbindung über Basel gebucht. Das geht auch, ist aber ein sinnloser Umweg. Und in meiner aktuellen Situation ist das einzig ärgerliche die Tatsache das es in Basel Badischer Bahnhof keinen Aufzug gibt und ich die Treppe runter und wieder rauf humpeln muss.
Aber das Treppensteigen geht ja schon einigermaßen schmerzfrei. Aber ich bin eben noch sehr langsam. In Basel dann, runter gehumpelt… die Unterführung durch und wieder hoch gehumpelt.
Hier am Badischen Bahnhof bin ich schon tausende Male umgestiegen!
Ich bin hier schon sooo oft umgestiegen, und meistens war ich eine von den schnellen, die sich über die alten und humpelnden Leute die auf der Treppe länger brauchen, ärgerte. Das schlimmste sind dann auch noch Radfahrer die ihr Rad fast nicht getragen kriegen aber die halbe Treppe versperren.
Natürlich war heute auch wieder ein Radfahrer dabei. Aber es waren nicht so ganz viele Leute wie früher als ich hier regelmäßig gependelt bin. Natürlich musste ich wegen meinem Bein mehr auf die Treppenstufen achten, aber sonst war doch alles wie früher… auf die Schilder und Anzeigetafeln brauche ich schon lange nicht mehr achten, ich weis wo ich lang muss …
Im Falschen Zug!
Ich stieg in die Bahn, suchte mir einen Stehplatz wo ich hoffte mein Bein kurz hochlegen zu können. Und schrieb meiner Schwester “ich bin im Zug”… der Zug fuhr an und mir wurde schlagartig klar: Ich bin im falschen Zug! Ich befand mich in der S6 nach Lörrach!! Ich war also im Begriff gerade wieder zurück zu fahren.
Ganz schnell kramte ich in meinen Erinnerungen, wie war das, wo konnte man noch auf die S5 nach Weil umsteigen? Stetten? Riehen? aaah Niederholz?!
Ich stieg also im Vertrauen auf mein altes Wissen in Riehen Niederholz aus, aber kaum war die Bahn weg, war mir auch schon klar das das ein Fehler war. Ich hätte bis Lörrach Stetten im Zug bleiben müssen und dort wäre nach wenigen Minuten die Bahn nach Weil gekommen.
Nun stand ich da 10 Minuten vor meinem Termin im Ausland. Als erstes rief ich in der Praxis an ob ich noch später kommen könnte oder ob sie schon Feierabend haben, zum Glück waren sie heute bis 18 Uhr da. Dann suchte ich in der Navigator-App nach der Abfahrtszeit und stellte fest das ich nun 40 Minuten hier fest hin. Ich beschloss das beste darauf zu machen und meinen Spaziergang dann eben hier zu machen… laufen wollte ich nach dem Fäden ziehen ja sowieso ein wenig. Dann mach ich das jetzt halt vorher.
Spaziergang im Regen
nicht weit von dem S-Bahnhof Riehen Niederholz führt ein Fahrradweg durch ein Schrebergartengelände. Diese Gärten haben ich vom Bahndamm aus schon tausende Male gesehen, jetzt guck ich sie mir halt mal von der anderen Seite an.

So spazierte ich durch den Regen in meinem Oma-Tempo. Ich war ganz froh das wegen dem Wetter wenig Radfahrer unterwegs waren. Mein Gang ist schon fast wieder normal, also wenn ich mich darauf konzentriere gleich große Schritte zu machen. Sonst falle ich leicht in diesen Schonhaltungsgang, der aber gar nicht mehr nötig ist denn die Wunde in der Lende tut gar nicht mehr weh.

Zu meiner Überraschung führt der Fahrradweg durch eine Bahnbrücke. Aber ich vermute die Brücke und er Baum sind beide schon viel älter als die ganze Gartensiedlung und der Radweg.
Gleich auf der anderen Seite der Brücke fiel mir ein Zaun auf… sieht aus wie ein Elektrozaun. Tatsache, und der ist auch noch Solarbetrieben

Bis heute wusste ich gar nicht das es so etwas gibt. Wenn Dich das Thema weiter interessiert hier habe ich was dazu gefunden. Wo ein Zaun ist, müssen auch Tiere sein. Aber eigentlich ist es doch der Bahndamm, wieso ist er eingezäunt.

Die Firma Neumann betreibt hier Naturpflege. Hier wird nicht gemäht sondern abgefressen. Nicht nur weil das Umweltfreundlicher und leiser ist, sondern auch weil es dem Artenschutz dient. Speziell an diesen Bahndämmen herrschte das Problem das sich einzelne Pflanzen die hier keine Fressfeinde haben unkontrolliert vermehrten und alle anderen Arten verdrängten. Ein Abmähen würde das Problem noch mehr verstärken. Deshalb wurde ein Tier gesucht das genau diese Pflanzen abfrisst. Das Tagblatt hat darüber berichtet.

Das Walliser Landschaf ist hier die Lösung. Diese Schafe fressen fast alles und fühlen sich auch auf den Böschungen am Bahndamm wohl. Leider hatten sie gerade keinen Bock auf Fotos. Näher habe ich sie nicht erwischt.
Artenvielfalt
Ein Stück weiter konnte ich sogar erkennen das der Einsatz dieser Schafe wohl etwas bringt. Der Bahndamm ist nicht voller Unkraut und Brombeergestrüpp.

Der ganze Bahndamm ist eine Blumenwiese, es kann natürlich sein das da die benachbarten Gartenbesitzer etwas nachgeholfen haben. Aber hier grünt und blüht wirklich viel mehr verschiedenes als sonst an schnöden Bahndämmen.



Nach dieser kleinen Entdeckungstour im Ausland habe ich dann die nächste Bahn zum Badischen Bahnhof und von dort den richtigen Zug nach Weil genommen.
Beim Fäden ziehen lief alles super, es hat so gut wie nicht weh getan. Die Wunden sind vorbildlich verheilt und auch die Blutergüsse sind weniger als beim ersten Bein.
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