Endlich habe ich Urlaub und mein Urlaubsziel ist München wo ich eine alte Freundin besuche die die morgen Geburtstag hat. Eine Anreise mit dem ICE ist immer mit Umwegen verbunden, entweder über Karlsruhe oder über Zürich und die schnellste Verbindung dauert Fünfeinhalb Stunden.
Mit Nahverkehrszügen kann ich im Grunde eine Kürzere Strecke direkt am Bodensee entlang fahren und brauche dann nur geringfügig länger. Heute habe ich mir eine Verbindung ausgesucht die planmäßig 6 Stunden und 10 Minuten braucht. Und das tollst daran diese kann ich mit dem 9€ Ticket reisen.
Doch es ist ein Wagnis, ob die Züge nicht vielleicht zu voll werden. Deshalb reise ich heute an einem Wochentag und zu einer Zeit bei der ich hoffe das nicht zu viele Pendler unterwegs sind. Den Rest dieses Blogposts werde ich nach und nach unterwegs mit dem Handy weiter schreiben… ich bin gespannt:
Update um 12:10
Die S-Bahn nach Basel kam mit 5 Minuten Verspätung und musste dann nochmal kurz auf der Strecke warten. Dadurch habe ich meinen Zug Richtung Friedrichshafen nicht mehr erreicht. Ich habe ihn gerade noch abfahren sehen. Geistesgegenwärtig habe ich sofort im Handy mit dem DB-Navigator nach einer Alternativen Verbindung gesucht. Und entdeckt das nur 4 Minuten später ein Zug über Karlsruhe fährt. Rübergerannt, rein sitzen, schon fuhr er los…
Ich bin von dieser Joggingeinlage mit Koffer schon durchgeschwitzt! Jetzt sitze ich im wenig besetzten doppelstock Wagen mit einer sehr gut funktionierenden Klimaanlage. Bis jetzt sind wir pünktlich. Mal sehen ob das bis Karlsruhe so bleibt, denn dort habe ich nur 10 Minuten Zeit zum Umsteigen.
Doch so blieb es nicht…
In Freiburg sind relativ viele Leute eingestiegen, aber es war immernoch angenehm. Jemand fragte “Fährt dieser Zug bis Karlsruhe oder nur bis Offenburg?” mehrere Fahrgäste antworteten mit “Karslruhe” denn so war der Fahrplan.
Als ich unterwegs mal nachgucken wollte ob wir noch pünktlich sind war ich von der Anzeige im DB-Navigator etwas irritiert: Da stand “Halt entfällt” ! Kurz darauf wurde die Anzeige im Zug auf Offenburg geändert und es folgte nach jedem Halt die Ansage “dieser Zug fährt nach Offenburg”… wir waren irritiert.
Kurz vor Offenburg dann die Durchsage “Wegen eines Notarzteinsatzes auf der Strecke ist diese gesperrt. Unsere Fahrt endet heute in Offenburg. Bitte steigen Sie aus!” Am Bahnsteig sollten wir auf Lausprecher Durchsagen achten. Doch diese verkündeten erst mal nur “Der Zug nach soundso fällt heute aus…” Selbst der ICE der schon vor unserer Ankunft im Bahnhof stand konnte nicht weiter fahren. Der Streckenabschnitt war komplett gesperrt.

Da als Begründung “Notfalleinsatz” und “Polizeieinsatz” genannt wurden kann man davon ausgehen das es sich um einen “Schienensuizit” handelt. Also hat sich mal wieder ein Selbstmörder vor einen Zug geworfen hat. Man kann also der Bahn gar keinen Vorwurf machen. Denn wenn es zu einem Unfall mit Personenschaden kommt muss die Strecke gesperrt werden bis Rettungskräfte bzw. Spezialkräfte der Polizei da waren. Diese Arbeit ist keine einfache, denn je nach der Geschwindigkeit des Zuges müssen die Leichenteile über mehrere hundert Meter verteilt erst mal eingesammelt werden um genau zu ermitteln ob es sich um eine oder mehrere Personen gehandelt hat. Auch muss geklärt werden ob die Person das freiwillig gemacht hat oder evtl gefesselt war… kein schöner Job!
Weiter geht`s nach Karlsruhe
Etwa 30 Minuten später kam dann die Freigabe für einen Nahverkehrszug nach Karlsruhe, der logischerweise sehr stark besetzt war weil ja der Zug davor ausgefallen war.
Endlich in Karlsruhe musste ich feststellen das mein Anschluss schon lange weg ist und ich nochmal 30 Minuten auf den nächsten Zug warten muss… genug Zeit für einen Kaffee

Der Zug von Karlsruhe nach Stuttgart war pünktlich.
Umsteigen in Stuttgart chaotisch
Der Umstieg am Kopfbahnhof in Stuttgart war etwas chaotisch. Nicht nur wegen der Baustelle für Stuttgart 21 (erinnert sich noch jemand warum das Bauprojekt 21 heißt?). Aber über das Thema hab ich ja schon mal bei “unterwegs mit Stuttgart 21” behandelt.
Laut Navigator sollte ich zum Gleis 15 doch dort zweite es ganz andere Züge an. Auf einer großen Übersichtstafel erschien mein Zug überhaupt nicht, dafür aber etwa 20 verspätete Züge zum Teil mit der Begründung “Stellwerkausfall in Ulm”. Nicht gut, denn genau da sollte ich ja hin.
In meiner Verzweiflung suchte ich nach alternativen mit meinem Handy und es stellte sich heraus das ein EC der über 50 Minuten Verspätung hatte wohl de nächste Verbindung nach Ulm sei. Allerdings gilt mein 9-Euro-Ticket nicht im EC. Weil ich aber so schnell wie möglich weiter wollte um nicht noch mehr Anschlüsse zu verpassen entschied ich mich ein reguläres Ticket bis Ulm über das Handy zu buchen.
Reguläres EC-Ticket von Stuttgart nach Ulm
Dieses Ticket kostete mich 16,10 € (Bahncard 25). Meine Hoffnung war das dieser Zug nicht so voll sein würde und ich vielleicht sogar meinen Laptop anschließen könnte, denn die Buchungsapp zeigte “geringe Auslastung” an. Außerdem hoffte ich das dieser Zug schneller sein würde als die Nahverkehrszüge.
Pustekuchen!
Der Zug war gerammelt voll, auf der Suche nach einem Sitzplatz kamen mir immer mehr Leute entgegen… sie kamen aus den zwei Wagons in denen die Klimaanlage ausgefallen war. Ich habs ganz kurz probiert… doch nach wenigen Metern war mir klar das ich lieber stehe als in so einer Sauna reise! Gefühlte 50 Grad und eine ekelhafte Luft!
Lieber wollte ich auf einem Gepäckständer sitzen als in der Hitze brüten. Ein freundlicher älterer Herr neben mir meinte “da können Sie doch nicht sitzen, suchen sie doch jemand junges der Ihnen Platz macht” und ich “ach das geht schon ich muss ja nur nach Ulm”, “Das dauert noch eine Stunde”… wiebitte? Ein Nahverkehszug braucht 1:12 Stunden und der EC 56 Minuten? obwohl er zwischendrin nicht hält… muss man nicht verstehen.
Auf dem Gepäckständer war es nicht sonderlich bequem, deshalb entschied ich mich für einen Sitzplatz mit ausgestreckten Beinen:

Dieses Teilstück war das teuerste meiner Reise
und ausgerechnet dieses habe ich am Fußboden Sitzend verbracht. Immerhin ich hatte meine Ruhe und andere Fahrgäste kamen mir nicht zu nahe obwohl der Zug sehr voll war… am anderen Ende des Wagens saß eine junge Frau und danach ein menschenleerer Wagon weil es einfach nicht erträglich war.
Übrigens ich war dreist, ich habe für diese Fahrkarte Fahrpreiserstattung beantragt… aber ich bezweifle das ich da was bekomme denn ich habe die Fahrkarte ja erst gebucht als der Zug schon längst verspätet war.
Umstieg in Ulm

In Ulm sollte ich umsteigen in den Nahverkehszug nach Memmingen um dort ein weiteres Mal umzusteigen. In Memmingen hätte ich dann nur 5 Minuten Zeit zum Umsteigen und wäre um 20:02 in München. Als dann durchgesagt wurde das mein Zug etwa 5 Minuten verspätet kommt war mir das zu riskant und ich entschied mich spontan für eine andere Verbindung.
Nur 10 Minuten später sollte eine Regionalbahn nach München fahren. Mit ganz vielen Halten aber ohne Umsteigen… das erschien mir das schlauere und ich nahm diesen Zug. Dieser war Zeitweise voll, aber pünktlich! Ich kam um 20:22 Uhr am Hauptbahnhof an.
Fazit:
Statt 5 Stunden und zehn Minuten war ich 9 Stunden und 40 unterwegs. Ich bin 5 mal Umgestiegen und meine Reisepläne haben sich unterwegs mindestens 10 mal geändert.
Meine Beine haben diesen “Ritt” gut mit gemacht und ich hatte genügend Essen und Trinken dabei.
Aber für die Heimfahrt habe ich mir eine ICE Fahrkarte gebucht! Ist zwar teurer aber auf so eine Odyssee habe ich auf dem Heimweg keine Lust.
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So eine Fahrt. Da wärst du besser von Freiburg über Donaueschingen gefahren.
Aber das muss man ja alles in der App eingeben.
Bin froh über das 9,00 € Ticket. Im letzten Jahr war unser ABO-TICKET in ganz NRW gültig und das war ein Dankeschön das wir weiterhin mit den Öffentlichen gefahren sind.
Gruß
Hannelore
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen….
Liebe Uschi, ich weiß nun wieder, warum ich kein 9 Euro Ticket brauche!
Aber das wird jetzt im Sommerverkehr sicher die Normalität sein, oder?
Herzliche Grüße
Elke