Eine ganz besondere und erlebnisreiche Woche liegt hinter mir. Die erste Woche meiner Umschulung zu einem ganz neuen Beruf. Die erste Woche in einem anderen Unternehmen. Und es ist so enorm viel Neues auf mich eingeprasselt.
So viel neue Technik
Schon am ersten Tag haben wir Umschüler ganz viel Geräte und Zubehör erhalten. Zum Teil Dinge von denen wir am ersten Tag noch dachten “Hä? Wozu brauch ich das?”. Ausrüstungsteile die wir zuvor nicht mal benennen konnten.
Aber die Angst vor der Menge der neuen Dinge wurde uns durch unseren Vorgesetzten und die Trainerin schnell genommen “Ach das wirst Du noch lernen wozu Du das brauchst”… Also erst mal einpacken und sich hoffentlich merken wohin und erst später erfahren was es damit auf sich hat. Also als erstes lernt man vor Unwissenheit keine Angst zu haben. Wenn der Chef sagt “das brauchst Du irgendwann” einfach glauben und nicht panisch hinterfragen.
Eine besondere Herausforderung waren da das Diensthandy und das Diensttablett. Zu jedem Gerät gehören ja die PIN und PUK Nummern und da sollte man wissen wo man diese aufbewahrt… Zu Anfang hatte jedes Gerät seine eigene Pin … Und die Software darauf auch noch mal eine andere Zugangsnummer… HILFE!
Auf einen Schlag gleich mehre Pins und Passwörter wissen und auseinander halten können, wo brauche ich was?! Das war für mich am Anfang das allerschlimmste. Denn ich habe ja auch noch ein privates Handy und einen Privaten Laptop …. und und und…
Aber wir haben schnell gelernt wann wir wo was eingeben müssen um uns dieses Passwortgewusel zu erleichtern. Boah da war ich froh und ich glaube alle im Raum haben gehört wie mir der Stein vom Herzen geplumpst ist.
Wo ist was?
Oh ja diese Frage musste ich mir diese Woche sehr oft selbst beantworten und diese wird mich auch zukünftig in meinem Beruf immer begleiten. Denn ich muss mich daran gewöhnen das ich und mein Arbeitsplatz immer unterwegs sind und ich meine Ausrüstungsgegenstände immer wieder mit mir herum trage.
Welche Unterlagen habe ich im Koffer? Wo ist mein geschäftlicher Schlüsselbund, wo ist mein Privater. In welcher Tasche ist mein Tablett und wann nehme ich es nicht und wann nicht…

Das ist nur eine meiner Taschen die ich für meinen täglichen Dienst benötige. Als ich am ersten Tag dieses Foto gemacht habe war sie noch leer… Jetzt ist die bereits prall gefüllt und nächste Woche lerne ich welche der Arbeitsmaterialien ich besser im Koffer aufbewahre. Der “Zugbegleiterkoffer” ist ein wichtiges Element unserer Arbeit, denn da drin muss ganz viel mitgenommen werden das wir nur eventuell im Ausnahmefall benötigen.
So viel lernen wie schon lange nicht mehr !!!
Diese Woche musste ich mich und mein Gehirn komplett umstellen. Denn es geht nun darum das ich in kurzer Zeit sehr viel lernen muss. Da meine Schulzeit aber nun schon etwas zurück liegt bin ich es nicht mehr gewohnt zu lernen.
Aber ich stelle fest das mich mein privates Interesse an Computer/Internet und moderne Medien jetzt dabei hilft mit den neuen Apps und Arbeitsprogrammen, die ich hier kennenlerne, klar zu kommen. Viele der neuen Programme sind intuitiv bedienbar und ich kann mir die Handhabung schnell aneignen weil ich irgendwann schon mal mit etwas ähnlich funktionierendem zu tun hatte.
Doch es gibt auch ganz neue Vorgänge und Zusammenhänge wo ich echt noch viele “Aha” Erlebnisse habe. Wobei ich feststelle das ich oft die ganz einfachen Lösungen nicht gleich sehe und manchmal zu sehr um die Ecke denke.
Die allerwichtigste Lerneinheit:
Doch das aller wichtigste was wir gleich gelernt haben: Was mache ich wenn etwas nicht so funktioniert wie erwartet? Das ist in unserem Beruf enorm wichtig! Was mache ich wenn ich ein Lernvideo gucken will aber das Wlan nicht richtig funktioniert? Welche alternativen habe ich? Wo suche ich eine Lösung? Und vor allem: “Wen frage ich wenn ich nicht weiter weis?”
Für fast alle Funktionen und Vorgänge die wir an unseren Geräten verarbeiten müssen gibt es auch noch eine Alternative. Einen Plan B wenn was nicht funktioniert. Das finde ich gut. Denn so muss man nicht zu viel Angst vor einem Defekt oder Ausfall haben. Aber für uns Neulinge bedeutet das halt auch das wir beide Wege erst mal kennenlernen müssen… Aber genau das finde ich sehr spannend.
Die ersten Tage haben wir uns vor allem mit unserem Handy und Tablett beschäftigt, mit den Zugängen zu den einzelnen Funktionen usw… Wofür wir die im einzelnen brauchen kommt nun erst Stück für Stück dazu.
Moderne Lehrmethoden!
Dies komplexen Inhalte werden uns sehr modern vermittelt. Also nicht nur langweiliger Frontalunterricht sondern auch Einheiten in denen wir uns Themen selbst erarbeiten. Mal schauen wir dazu Lehrvideos, mal suchen wir die gebrauchten Informationen selber heraus… Es ist immer wieder spannend und abwechslungsreich.
Meine Angst, mit dem langen Stillsitzen nicht klar zu kommen wurde mir genommen. Ich darf jederzeit aufsehen und an einem Stehtisch dem Unterricht folgen. Darüber bin ich sehr sehr glücklich und dankbar. Denn mein Körper ist nach über 30 Jahren im Verkauf das stehen mehr gewohnt als das lange sitzen.
Umschulung zum Zugbegleiter im Fernverkehr
Die Lerninhalte sind umfangreich und es gibt einen ganz ausgeklügelten Lehrplan, der jedoch darauf ausgerichtet ist Lernende mit unterschiedlichem Bildungshintergrund abzuholen. Also auch für Menschen wie mich im Alter von 50 plus!
In unserer Gruppe sind wir bunt gemischt, der Jüngste Teilnehmer ist 19 und ich mehr als doppelt so alt… dennoch sind die Inhalte so gestaltet das wir beide es verstehen können. Wobei wir gerade echtes Glück haben das wir eine so kleine Gruppe sind und deshalb die Trainerin auf jeden einzelnen optimal eingehen kann.
Vor meine Entscheidung ob ich den Schritt wagen möchte und noch mal etwas ganz anderes machen will, hatte ich keine Ahnung wie so eine Umschulung organisiert ist. Hätte ich gewusst das es so toll aufbereitet und strukturiert ist wäre mir die Entscheidung sicher leichter gefallen.
Ich bereue es nicht! Im Gegenteil ich bin der Meinung das ist das beste was ich machen konnte. Hier werde ich mit meinen Fähigkeiten und Interessen optimal gefördert! Klar ist es viel, und ich muss mich auf den Hosenboden setzten um alles zu lernen, aber es macht richtig Spaß.
Was tue ich um optimal lernen zu können?
Momentan versuche ich alles zu tun um ideal lernen zu können… also ich bemühe mich um ausreichend Schlaf und Bewegung. In meinem alten Beruf hatte ich aufgrund meiner Tätigkeit immer viel Bewerung im Arbeitsalltag, das fällt nun weg. Deshalb ist es jetzt wichtig das ich mir einen Ausgleich schaffe. Das einfachste war für mich den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zu fahren. Das sind morgens und abends jeweils 7 km. Das ist nicht viel aber schon mal viel mehr als ich die letzten Jahre geradelt bin.
Als zusätzliche Motivation habe ich mich sogar beim Stadtradeln angemeldet. Was das ist habe ich im gleichnamigen Blogpost beschrieben.
Viel Schlafen?
Unser Schulungstag beginnt um 8 Uhr, um genügend zeitlichen Puffer zu haben fahre ich um 7 Uhr mit dem Rad los. In der Regel stehe ich 1-2 Stunden eher auf… also 5-6 Uhr, was mir jetzt im Sommer gar nicht schwer fällt, denn die frühen morgenstunden sind schon hell und es ist noch erfrischend kühl. Und ich liebe es dann erste mal gemützlich mit nem Kaffee auf der Couch (oder auf dem Balkon) zu sitzen und dabei meine Social Medias zu checken.
Oder eben wie heute morgen an meinem Blog zu schreiben.
ieUm für dieses Rhythmus fit zu sein gehe ich zur Zeit zwischen 21 und 22 Uhr zu Bett. Das ist früh, aber ich denke das brauche ich momentan damit mein Gehirn all diese neuen Eindrücke und Informationen verarbeiten kann. Fernsehen und sowas kann ich auch noch wenn meine Umschulung vorbei ist. Das ist mir nicht so wichtig!!!
Weiterhin bloggen!
Also jetzt ist es entschieden, ich werde weiterhin hier für Euch bloggen. Meine Themen werden sich vielleicht ein wenig verschieben. Aber ich denke der Name meinen Blogs wird zukünftig noch besser passen als bisher. Als ich 2017 mit “Unterwegs ist das Ziel” begonnen hatte konnte ich noch nicht ahnen das ich nun bald einen Beruf “unterwegs” ausüben werde.
Vielen Dank für Deinen Besuch auf Unterwegs ist das Ziel. Diesen Beitrag werde ich bei Karminrot-Blog im Samstagsplausch verlinken.
Viele finden es ja “sehr mutig”, wenn Frauen in unserem Alter noch einmal neu durchstarten. Manchmal frage ich mich, warum eigentlich? Wenn sich ein Mann in den 50ern nochmal beruflich verändert, wird das meiner Wahrnehmung nach als normaler angesehen.
Ich habe für mich festgestellt: wenn gewisse Dinge wegfallen, ob nun wechseljahrsbedingt, weil die Kinder selbstständig werden, der Arbeitgeber auf jüngere Leute setzt (oder wie in deinem Fall gleich ganz schließt), weshalb auch immer, hat Frau den Kopf frei, sich mehr an sich selbst zu orientieren und das ist vollkommen in Ordnung.
Ich freue mich auf deien zukünftigen Beiträge, denn die Bahn ist ja eines der liebsten Meckerthemen der Bloggerwelt, denke ich manchmal, immer für einen kalauer gut. Da ist so ein kleiner Insiderblick auf die andere Seite doch mal erfrischend und hilfreich.
Viel Spaß weiterhin im neuen Job.
Liebe Grüße, Anja
Mein alter Arbeitgeber macht nicht zu, es werden nur andere Filialen geschlossen, aber in der Phase bevor diese Entscheidung mitgeteilt wurde haben mich derart viele Ängste beschäftigt, das ich beschlossen habe etwas sichereres zu suchen.
Ah, dann hatte ich es falsch verstanden. Aber der Impuls war offensichtlich der Richtige.