Samstagsplausch am 12. August

Den heutigen Samstagsplausch möchte ich dazu nutzen Euch von meinem gestrigen Schulungs/Arbeitstag zu erzählen. Diesen Artikel verlinke ich wie jeden Samstag bei der lieben Andrea vom Karminroten Lesezimmer.

Wie ihr vermutlich alle schon wisst mache ich zur Zeit eine Quereinsteiger Umschulung zur “Zugbegleiterin im Fernverkehr”. Diese Ausbildung umfasst einiges mehr als sich der Laie normalerweise denkt. So müssen wir unheimlich viel über die genutzten Fahrzeuge wissen. Und im deutschen Fernverkehr sind das viele unterschiedliche Produkte und Fahrzeuge. Mein zukünftiger Tätigkeitsbereich wird ICE Züge sowie IC und EC Züge beinhalten. Die zuletzt genannten Züge enthalten auch oft ausländische Wagen über die wir auch Bescheid wissen müssen.

Praxistag auf unterschiedlichen ICEs

Gestern hatten wir einen Praxistag auf unterschiedlichen ICEs. Dabei ging es darum in unterschiedlichen Fahrzeugen das theoretisch erlernte zu vertiefen. Dazu gehören viele Dinge die wir in Gefahrensituationen schnell wissen müssen. Sowas wie “Wo sind die Evakuierungsstege” oder “Wie schalte ich bei Feuer ganz schnell die Klimaanlage aus”… Alle technischen Informationen über alle Züge in denen wir eingesetzt werden können finden wir in unseren elektronischen Geräten und können wir dort jederzeit nachlesen. Deshalb sind wir verpflichtet das Handy und das Tablett immer geladen und aktualisiert dabei zu haben. Aber mal ganz ehrlich, wenn es brennt kann ich nicht mehr lange in irgendwelchen Richtlinien suchen wo was sein könnte.

Deshalb mussten wir gestern sehr früh unterwegs sein um die entsprechenden Züge zu erreichen.

Arbeitsbeginn 5:10 Uhr

Schon im Vorstellungsgespräch wurde ich gefragt wie ich das mache wenn mein Dienst morgens um kurz nach 5 beginnt. Denn natürlich ist es meiner Führungskraft klar das die erste S-Bahn in Lörrach erst um 5:20 los fährt. Eigentlich wollte man von mir wissen ob ich einen Führerschein und einen PKW besitze. Führerschein habe ich zwar aber ich nutze kein eigenes Auto. Die Frage beantwortete ich mit “ich komme mit dem Fahrrad”.

Das habe ich bisher während der Schulung fast jeden Tag durchgezogen. Lediglich an ein paar Regentagen habe ich die Bahn genommen.

Gestern war nun das erste Mal der Fall das wir vor Verkehrsbeginn der S-Bahn schon in Basel sein mussten. Und natürlich wollte ich mit dem neuen E-Bike zum Badischen Bahnhof in Basel fahren.

Den Weg kenne ich ja nun schon sehr gut. Aber im Dunkeln war ich ihn bisher noch nicht gefahren. Seit einer Woche erst habe ich dieses gebrauchte E-Bike und ich komme damit auch sehr gut zurecht. Auch habe ich rechtzeitig daran gedacht den Akku zu laden damit ich morgens um 4:30 Uhr ohne Verzögerung fahren kann.

Allerdings hatte ich versäumt die eingebaute Beleuchtung des E-Bikes intensiv zu testen. Ja sie leuchtet… aber wie?! Die Frontbeleuchtung des Rades ist sehr schwach. Im Stadtgebiet mit Straßenbeleuchtung ist das kein Problem… aber auf den Wander und Radwegen an der Wiese (Fluss) gibt es keine Lampen! Zusätzlich führt mein Weg durch einen kleinen Wald…

Hilfe es ist dunkle Nacht

Das die Beleuchtung des Rades nicht ausreicht realisierte ich schon an der nächsten Kreuzung und deshalb drehte ich um. Ich wollte die abnehmbare Fahrradlampe die ich für mein altes Rad hatte in der Wohnung holen. Das war ganz gut so, denn ich hatte versehentlich das Licht im Wohnzimmer angelassen. Also Lampe sofort gefunen, Licht aus und … oh schreck… die Akkustandanszeige der Lampe zeigte nur noch einen Balken. Und wo ist Halterung? Im Keller an dem alten Rad.

Also musste ich nun mitten in der Nacht in den Keller. Was mir sehr unangenehm war, denn die Kellertüre lässt sich nicht geräuschlos öffnen und schließen und die Beleuchtung da unten ist selbst am Tag suboptimal. Wie gut das ich mein altes Fahrrad im Winter öfters im Dunkeln ertastet habe und ich fand die Halterung schnell und ich investierte die gesparte Zeit darin die Türe so wieder zu zu machen das nicht das halbe Haus aufwacht.

Halterung im Dunkeln an das neue Fahrrad, Lampe rein… zum Glück funktionierte das gut. Ich entschloss mich die Lampe aus zu lassen bis ich auf dem Radweg an der Wiese bin um Akku zu sparen.

Um die Lampe einzuschalten musste ich anhalten… auf dem unbeleuteten Radweg… äääähm. Die Dynamo getriebene Radlampe des E-Bikes leutet im Stand nicht. Buh gruselig. Die Akkuleuchte funzelte müde vor sich hin. Hilfe dieser schwachen Beleuchtung möchte ich nicht allein vertrauen.

Zum Glück hatte ich eine Idee wie ich für Licht sorgen konnte. Mein Diensthandy hat einen langen Bändel, den ich mir um den Hals hängen kann, so das das Handy auf meiner Brust hängt. Außerdem ist der Akku des Handys frisch geladen und so konnte ich die Taschenlampen-Funktion als Notbeleuchtung nutzen.

Naja ein Handy ist nicht als Fahrzeugbeleuchtung gedacht und so reichte das Licht gerade so um die seitlichen Ränder des Radweges zu erkennen. Die Akku-Fahrradleuchte gab kurz nach der Grenze den Geist auf und so fuhr ich mit dieser spärlichen Beleuchtung durch die “Natur”…

Ich überlegte mir kurz ob es eine Alternative gibt. Ich könnte über Riehen fahren, was von hier aus ein Umweg wäre und vermutlich käme ich dadurch zu spät. Das war also keine Option, denn unser Trainer hatte eine klare Ansage gemacht “Der Zug fährt wenn er fährt und wer nicht pünktlich da ist zählt als nicht erschienen”. Ganz klar daran müssen wir uns gewöhnen.

Augen zu und durch!

Nein Augen weit auf und direkt durch den Wald. Eigentlich sollte man bei so kurzer Sicht etwas langsamer fahren aber ich entschied mich für “so schnell wie möglich” denn ich hatte in dem Waldstück wirklich etwas schiss… Seitlich sah ich wirklich nur bis zum Wegrand, nach vorne nur wenige Meter mehr. Ich betete innerlich das mir kein Wildwechsel oder gar Hindernisse auf dem Weg begegnen.

Boah war ich froh als ich die ersten Gebäude und beleuchteten Straßen erreichte!

Wir fahren auf der “Lederhose”

Es gibt einen einzigen ICE der von Basel über Karlsruhe und Stuttgart nach München fährt. Dieser wird liebevoll “Lederhose” genannt. Er startet auch hier am Badischen Bahnhof den der Fahrzeugtyp ICE 3 ist für das Schweizer Schienennetz nicht zugelassen. Wir fuhren heute diesen Zug um uns hier alles in der Praxis anzusehen. Für die Fahrgäste sind die Unterschiede zwischen ICE 3 und 4 kaum wahrnehmbar. Doch für uns gibt es ganz andere Dinge zu beachten.

Diesen Zug fuhren wir bis Karlsruhe, wobei wir nicht als offizielle “Zugbegleiter” unterwegs waren sondern als “Praktikanten/Lernende” damit dies erkennbar ist mussten wir unsere Warnwesten permanent tragen.

Wir hatten die Erlaubnis mit unseren Schlüsseln die Schaltschränke usw zu öffnen. Eine unserer Aufgaben war es defekte Beleuchtungselemente zu finden und diese korrekt in das elektronische Bordbuch des Wagons einzugeben. Dabei lernten wir sehr schnell das dies früh morgens wenn es noch dunkel ist und weniger Fahrgäste unterwegs sind viel einfacher ist als später.

Ein leerer Wagen im Dunkeln … Kontrolle und Fehlersuche

Der ICE 1

In Karlsruhe mussten wir “die Lederhose” verlassen und sind zu Fuß zum Rangiergleisbereich gelaufen. Mir persönlich hat der Spaziergang in der Morgensonne ganz gut getan, aber einige der anderen Teilnehmer stießen wohl schon an ihre Grenzen und jammerten über den weiten Weg…

Im Gleisbereich mussten wir wie im Gänsemarsch exakt hintereinander gehen und Rucksäcke oder Taschen mussten an der Hand getragen werden, denn eine Warnweste darf in diesem Bereich nicht verdeckt sein. Auch ist es nicht erlaubt zu telefonieren oder fotografieren weil dies ablenken könnte und ein Stolpern oder Stürzen mit verheerenden Folgen bewirken. Hier können immer mal wieder Fahrzeuge bewegt werden.

Wir kamen zu einem ICE 1 der ältesten ICE Reihe die 1990 gebaut wurde. Da der Einstieg bei der Lok niedriger ist als an den Wägen (hier gibts kein Bahnsteig) durften wir durch die Lok einsteigen. Die Lok hin an der Oberleitung und zog fahrbereit Strom. Dadurch war es im Innern wo wir durch die Technikräume gehen mussten sehr laut. Der Gang hier ist schmal, war und laut. Einer unserer Teilnehmer hatte schon fast Platzangst. Hier mussten wir übrigens unsere Rucksäcke auf den Rücken nehmen, sonst wären wir kaum durch gekommen… Die Mädels mit den chicen Handtaschen hatten da etwas Mühe.

In dem Zug hatten wir dann ganz ähnliche Aufgaben. Fehler suchen, wenn möglich beheben und im Bordbuch dokumentieren. Dabei stellte wir sehr eindrücklich fest wie sehr sich die Computertechnik seit den 90er Jahren entwickelt hat! Die verbauten Rechner sind riesig !!!

Da die Technik viel mehr Platz beansprucht, sind auch alle anderen Dinge anders verbaut als in den neueren Zügen… manches mussten wir erst suchen. Und einige Fächer sind verschlossen. Ich war etwas überrascht als man mir sagte “Du hast den Schlüssel er hat die Nummer soundso”. So langsam wird mit klar warum wir einen so umfangreichen Schlüsselbund erhalten haben. Anderer Zug, andere Schlüssel…

In dem Abgestellten Zug durften wir auch wieder ein paar Quatsch-Durchsagen machen:

Bis zu der Ansage des Triebfahrzeugführers (Lokführer) “Ich fahre jetzt zum Bahnsteig” ab da wurde der Zug “getauft”, also mit einer Zugnummer versehen und dann war wieder ernsthaft angesagt. Denn nun würden wieder Fahrgäste kommen.

Am Hauptbahnhof angekommen hatte der Zug etwas Aufenthalt und wir konnten ein paar in der Theorie erlernten Vorgänge an den Türen in der Praxis sehen. Deshalb hatten wir auch Zeit um ein paar Fotos am Zug zu machen:

Und auch wenn auf dem Bild meine Haare etwas hoch fliegen, der Zug fährt nicht!!! Wir stehen am Bahnsteig und im Hintergrund sieht man Fahrgäste ein und aussteigen.

Mit diesem Zug ging es dann nach Stuttgart. Wobei wir von der Großbaustelle am Stuttgarter Hauptbahnhof (Siehe “Unterwegs mit Stuttgart 21“) nichts zu sehen bekamen. Wir hatten gerade mal Zeit das Bahnsteig zu wechseln und mit dem nächsten ICE zurück nach Karlsruhe zu fahren. Wieder ein anderer Zug, auch hier mussten wir “Fehler suchen” und entsprechend melden. In den modernen Zügen geht das ganz anders als im ICE 1, wir müssen beides beherrschen.

Feierabend in Karlsruhe

Um Punkt 12 Uhr hatten wir dann schon Feierabend. Geplant war nur noch eine “Gastfahrt” nach Basel. Ob wir diese sofort oder später antreten wollen blieb uns selbst überlassen. Einzelne Teilnehmer nutzten den Besuch in Karlsruhe zum Shopping, die meisten fuhren gleich nach Basel und ich entschied mich noch ein paar Stunden dort zu bleiben. Ich hatte mich mit einer Freundin verabredet die nicht weit weg wohnt und wir waren zusammen in einem Biergarten gemütlich Mittagessen.

Wir waren im “Erste Fracht” direkt gegenüber des Hauptbahnhofs. Direkt daneben ist der Eingang zum Zoologischen Stadtgarten.

Frische Strozzapreti Pasta mit Fruchtigen Tomatenpesto mit Walnüssen und Rucola

Mein Mittagessen war sehr lecker, meine Begleitung hatte einen Kuchen den sie an der reichhaltigen Kuchentheke ausgewählt hatte. Die Bedienung war sehr nett und wir können das Lokal sehr empfehlen. Allerdings ist es nicht Barrierefrei und die Toiletten befinden sich im Untergeschoss.

Spontanes Treffen in Karlsruhe

Die Freundin hatte mal den Spruch gemacht “wenn Du mal in Karlsruhe bist melde Dich”… also habe ich ihr gestern morgen um 4 Uhr geschrieben “hey ich hab um 12 Uhr in Karlsruhe Feierabend… hast Du Zeit und Lust?” sie hat es spontan möglich gemacht. Ich fand das total cool von ihr. Das Treffen war schön und gemütlich.

Völlig Stressfrei bin ich dann danach mit dem Zug nach Basel gefahren. Diese Strecke sollte ja für mich keine nennenswerte Entfernung mehr sein… Schließlich ist das jetzt mein “Arbeitsplatz”.

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