Die Mutti-Schicht

Heute war für mich ein fast normaler Arbeitstag. Obwohl ich noch nicht fertig geprüft bin durfte ich auf dem Zug zeigen was ich kann und neues lernen. Allerdings war ich nicht als vollwertiger Zugbegleiter eingeteilt, und durfte deshalb einige mit der Sicherheit zusammenhängende Tätigkeiten während der Fahrt nicht verrichten. Aber es gibt ganz unterschiedliche Dinge die wir während der Fahrt erledigen können.

Bei den sogenannten “Einweisungsfahrten” vor zwei Wochen war das anders, da durften wir alles machen aber es stand immer ein Trainer daneben der hätte eingreifen können wenn wir etwas falsch gemacht hätten. Für meine heutige Schicht war kein Trainer frei und man wollte mir dennoch die Möglichkeit geben.

Jede Schicht ist anders

Als Zugbegleiter haben wir immer wieder wechselnde und verschieden lange Schichten. Und die, die ich heute hatte wird von den Kollegen liebevoll “Mutti-Schicht” genannt. Weil sie besonders bei Mitarbeiterinnen die wegen der Kinder nur Teilzeit arbeiten, sehr beliebt ist. Denn bei dieser Schicht ist man Mittags schon wieder zuhause!

Mein Dienstbeginn war kurz vor 6 Uhr und da kann ich sehr gut mit der S-Bahn hin fahren. Radfahren wäre zwar auch gegangen aber ich hab mich dagegen entschieden weil ich keine Lust auf umziehen hatte und dafür etwa um 5 Uhr hätte los fahren müssen. So konnte ich schon im Kleid um 5:20 Uhr auf die S-Bahn.

Dienstbeginn ist für mich immer in der Dienststelle, weil ich dort ein paar Arbeitsschritte erledigen muss bevor ich mich auf die Reise mache. Auch wenn danach das erste ist mit der S-Bahn zum SBB zu fahren, einfach durch fahren geht nicht. Dort hatten wir schon mal unsere erste TU… Tätigkeitsunterbrechung, die wir aber dazu nutzten am Bahnsteig die Frische Luft zu genießen und uns ein wenig kennenzulernen. Beide Kolleginnen hatte ich noch nie zuvor gesehen.

Teambuilding auf dem dem Bahnsteig

Die Zugchefin macht den Job schon seit über 20 Jahren mit Begeisterung und war ziemlich locker und positiv drauf: “Was machst Du gerne?” “Hast Du Lust auf Service in der ersten Klasse?”… Na klar hatte ich die, denn das ist für mein Empfinden das Sahnehäubchen in unserem Beruf. Fahrgäste glücklich machen in dem man ihnen einen Kaffee oder Ähnliches bringt.

Es stellte sich heraus das wir auf unserem Zug so gut besetzt sind das sich einer nur auf den “Am Platz Service” in der ersten Klasse konzentrieren konnte. Und da dies nicht Sicherheitsrelevant und deshalb durfte ich das übernehmen. Yeah!

Aber ich sagte auch der Zugchefin das ich beim Kontrollgang, mit ihr zusammen Fehler und Unregelmäßigkeiten aufspüren wollte und beim elektronischen Eingeben dieser Fehler zusehen wollte. Das war selbstverständlich möglich. Allerdings war in unserem Zug fast alles bis auf eine Toilette in Ordnung. Doch ich fand eine Glas-Schiebetüre die “Quietscht”… das machte mich stutzig. Offensichtlich ist da irgendwo ein Fremdkörper eingeklemmt der diese Geräusche verursacht und da wir diesen nicht fanden erstellten wir einen Fehlerbericht das sich das mal ein Techniker ansieht. Noch stellt so ein Geräusch kein Problem dar, aber wenn das ein Fremdkörper ist kann dieser irgendwann die Türe ganz verklemmen lassen, und damit einen Fluchtweg blockieren.

Auch auf der Rückfahrt hatten wir Glück das wir mit genügend Kollegen unterwegs waren das ich wieder den APS (Am Platz Service) machen konnte. Die Zusammenarbeit war so toll, das die Kollegin die Fahrkartenkotrolle gemacht hat, mitbekommen hat das ich ein ganzes Frühstück verkauf habe und hinterher kam weil sie wusste das ich nicht alles auf einmal tragen kann. Unaufgefordert half sie mir den dritten Teller zum Fahrgast zu bringen. Das fand ich total nett!

Nur nach Karlsruhe

Diese “Mutti-Schicht” führt nur nach Karlsruhe und zurück. Also eigentlich ziemlich unspektakulär und kurz. Dennoch ist sie notwendig damit die morgendlichen Züge ausreichend besetzt werden können. Wie oft ich diese Schicht wirklich fahren werde weis ich noch nicht.

Nach Karlsruhe sind nur 2 Stunden und für den “Am Platz Service” eigentlich ein knapper Zeitraum. Es erfordert etwas Übung bis man weis wie lange man für was braucht. Diesmal war es aber für mich sehr entspannt, da ich ja am Abfertigungsverfahren nicht teilnehmen konnte und deshalb nicht an jedem Bahnhof aus dem Zug musste.

Wie war das noch ?

Die Handy-App mit der wir den Am Platz Service verwalten und die Speisen und Getränke abrechnen habe ich vor 6 Wochen oder so das letzte Mal benutzt und seit dem habe ich soo viele neue Apps und Funktionen kennengelernt, das ich schon Angst hatte das ich damit nicht mehr klar komme. Zum Glück habe ich die Tage Mal mich wieder etwas mit der App beschäftigt, denn diese wurde zwischenzeitig auch noch geupdatet und dadurch ist nun der Vorgang zum Einloggen ganz anders. Eigentlich viel einfacher wie vorher aber wenn man es nicht weis steht man schnell doof da. Ich hatte mich rechtzeitig damit beschäftigt und meine App war aktuell. Trotzdem war mein erster Gebrauch etwas holperig.

Aber die Kunden nehmen das einem nicht so schnell übel wenn es mal paar Sekunden länger dauert, denn diese sitzen ja im Zug und müssen nicht schnell weg. Wenn ich da an früher die ungeduldigen Kunden an der Warenhauskasse denke… absolut kein Vergleich. Ganz im Gegenteil wenn ich dem Kunden sage “tut mir leid das es jetzt etwas länger geht, ich bin neu” oder “ich bin damit noch nicht ganz so vertraut” dann gibt es leicht mal ein aufmunterndes Kompliment oder sogar Trinkgeld.

Später fragte mich die Zugchefin ob ich gut klar gekommen sei und ich meinte, ja die Neuerungen sind wirklich eine Verbesserung. Oh welche Neuerung? So kam es das ich ihr den neuen Einloggprozess zeigen konnte und ihre App aktualisieren konnte.

Jeden Tag was neues lernen

Ja so ist das beider Bahn. Jeden Tag kann man irgendwas neues lernen. Die Kollegin hat diese App seit Monaten nicht gebraucht, weil sie als Zugchefin selten dazu kommt APS anzubieten. Deshalb war sie da gar nicht mehr im Thema und hatte die Aktualisierung gar nicht mit bekommen. So konnte ich als “Frischling” dem “Alten Hasen” auch was beibringen. Sie war dafür dankbar, denn bei der Bahn ist das normal das man sich gegenseitig hilft und auch mal was zeigt, denn jeder hat einen anderen Wissensstand und kann fast immer vom anderen etwas lernen. In diesem Betriebsklima wo jeder jedem weiter hilft macht das Arbeiten echt Freude!

In Karlsruhe habe ich dann auch die Pausenräume neu kennengelernt. Ich vermute mal das ich bald dort mehr Zeit verbringen werde als in unserer Dienststelle in Basel. Logisch denn in Basel bin ich immer nur vor und nach der Fahrt. Meine Pause ist immer woanders.

Dieses sich an irgendeinem Bahnhof orientieren und da Pausenräume und ähnliches finden finde ich gar nicht schlimm… im Grunde muss man nur nach Kollegen in UBK (Unternehmensbekleidung) Ausschau halten und kann diese jederzeit fragen.

Feierabend um 13 Uhr

Wir waren um 12:26 Uhr wieder zurück in Basel, dann noch kurz zur Dienststelle den Zugbegleiterkoffer in den Spind bringen und ohne Eile erreichte ich die S-Bahn um 12:47 Uhr. So das ich ziemlich genau 13 Uhr wieder zuhause war. Was für ein gechillter und schöner Arbeitstag!!!

Ich habe heute sogar Zeit für einen Mittagsschlaf gehabt. Ich bin ausgeruht, entspannt und glücklich… und mir tut nichts weh (weder Füße noch Rücken) ! Ich glaube ich habe den perfekten Job für mich gefunden.

Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog

2 Gedanken zu „Die Mutti-Schicht

  1. Hannelore Heide

    Hallo,
    die Bahn ist schon ein besserer Arbeitgeber wie öfters dargestellt.
    Irgendwie müsst ihr ja auch miteinander im Team arbeiten und jeder kann ja mal was haben. Habe ja auch bei der DB gearbeitet, im Personalbereich allerdings und ich fahre ja auch mit IC und ICE, habe dort noch nie unfreundliches Personal gehabt oder gesehen.
    Wie weit ist eigentlich denn dein Arbeitsbereich, also den Bahnhof meine ich?
    Nun, wünsche dir weiterhin viel Erfolg und für deine anstehende Prüfung viel Glück.

    Gruß
    Hannelore

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    1. Uschi Beitragsautor

      Mein Standort ist Basel aber ich bin in halb Deutschland unterwegs.

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