Archiv der Kategorie: Zugbegleiter

“Mittagspause” in Köln

Heute möchte ich Euch mal ein wenig mitnehmen in meinen Alltag als Zugbegleiter im Fernverkehr. Diese Woche ging eine Schicht nach Köln und zurück.

Der Kölner Hauptbahnhof liegt sehr zentral, direkt neben dem Kölner Dom. Schon bevor man den Bahnhof erreicht erkennt man das markante Kirchengebäude mit den zwei Türmen. Hier der Blickwinkel vom Bahnsteig aus:

Durch das Glasdach kann man den Kölner Dom auch vom Bahnsteig aus sehen

Kommt man in die Bahnhofshalle auf der Domseite wird man von einer riesigen Glasfront empfangen. Das Gebäude ist so gebaut das man auch bei nur kurzem Aufenthalt oder schlechten Wetter einen Blick auf den riesigen Dom werfen kann.

Mittagessen in Köln

Das Kölner Mitarbeiter-Casino hat einen sehr guten Ruf, jeder erzählt einem da kann man gut essen. Und das nicht nur zu Stosszeiten, denn diese Kantine bietet fast ganztägig warme Speisen an. Als wir in Köln ankamen war es schon kurz vor 16 Uhr und trotzdem bekamen wir leckeres Mittagessen, der Koch entschuldigte sich sogar das er nicht mehr viel Auswahl habe. Wir sind da nicht so verwöhnt, in Basel schließt das Casino schon um 14 Uhr. Falls Du Dich wunderst warum wir zwischen 16 und 1 Uhr “mittag” machen. Wir hatten Arbeitszeit von 10:25 Uhr bis 21:30 Uhr. Mit einer längeren Pause in Köln.

Nach dem Essen schlug ich vor das wir doch bitte zusammen zum Dom gehen, weil ich ein paar Fotos für diesen Blog bräuchte. Die Chefin kannte das alles zwar schon doch die dritte Person in unserem Team war auch noch nie in Köln und fand die Idee gut. Das Wetter war ideal für Fotos und als wir erfuhren das unser Zug zurück 45 Minuten Verspätung hatte, konnten wir uns Zeit lassen. Zugbegleiter verbringen die Pause bei schönem Wetter gerne draußen, weil wir ja den ganzen Tag in der Klimaanlage des Zuges sind. Da tut etwas frische Luft sehr gut und bei diesem Kaiserwetter war das richtig schön.

Auf der “Domplatte” fällt man gar nicht auf wenn man etwas länger Bilder macht, denn hier posieren permanent Leute vor dem eindrucksvollen Kirchengebäude.

Vor dem Kölner Dom war es nicht einfach keine anderen Menschen auf dem Bild zu haben

In Arbeitskleidung vor dem Kölner Dom, ich glaube man sieht das wir Spaß hatten

Klar hatte ich in der “Pause” meine Dienstkleidung an und wir hatten auch unsere typischen Zugbegleiterkoffer dabei. Aber selbst das fällt hier kaum auf. Diese Bilder sind gerade mal 200-300m vom Bahnsteig entfernt aufgenommen. Während so einer “Tätigkeitsunterbrechung” müssen wir in der Nähe bleiben, weil es ja auch passieren könnte das wir auf einen anderen Zug umgeplant werden und dann müssen wir schnell genug wieder da sein.

Übrigens beult mein Kleid etwas unvorteilhaft weil ich den Dienst-Schlüsselbund in der Tasche habe, den muss ich immer bei mir haben.

Erinnerung an frühere Besuche in Köln

Damals war ich mit einer Freundin ein paar Tage in Köln. Wir hatten ein Hotel in einem Außenbezirk, das aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar war. Mit Bus und Bahn kommt man als Tourist in Köln sehr gut klar und es ist erschwinglich weil es attraktive Tagestickets gibt.

Damals hatten wir bei der Heimreise etwas Pech, denn an dem Wochenende wurde bei der Bahn gestreikt (ist schon einige Jahre her) und der Kölner Hauptbahnhof war Stundenlang komplett blockiert das wirklich nichts fahren konnte.

Das hatte dazu geführt das der Bahnhofsvorplatz und die Domplatte voller Menschen mit Koffern waren, die unfreiwillig gestrandet waren. Aber die Rheinische Mentalität hat dazu geführt das aus diesem Menschenauflauf fast etwas wie ein Volksfest wurde. Zwischen den Reisenden erschienen Strassenmusiker, Ballonverkäufer und vor dem Bahnhof verteilten Bahnmitarbeiter kostenlose Getränke und Würstchen.

In einer nahen Kirche (nicht der Dom) wurde ein “Koffergottesdient” gefeiert. Bei dem es ausdrücklich erlaubt war mit Gepäck zu kommen. Welcher Konfession mal angehört war völlig egal, denn der ökomenische Gottesdient wurde von einem katholischen und einem evangelischen Pfarrer gehalten. Später bei Corona gab es ähnliches öfters, aber damals war das “Abendmal to go” was völlig neues. Schon irgendwie eigenartig wenn man mit dem Trolleykoffer in der Kirche nach vorne geht und Brot und Wein “im Vorbeigehen” nimmt. Ich hab leider nicht herausgefunden ob es derartige Veranstaltungen öfters gab oder das auch so eine Bahnstreik-Spontan-Veranstaltung war. Ich fand es jedenfalls Klasse!

In wenigen Minuten erreichen wir “Paris”

Natürlich nicht, wir fuhren mit dem ICE zurück nach Basel. In einem meine Wägen waren ganz viele Jugendliche mit Interrail Pässen mit dem Fahrziel Paris. Diese Fahrkarten muss ich manuell einzeln kontrollieren ob sie richtig ausgefüllt sind. Zuerst dachte ich das ist alles eine Reisegruppe, aber es waren mehrere aus Dänemark und aus den Niederlanden… aber alle wollten nach Paris und planten in Karlsruhe umzusteigen. Doch unser Zug hatte beachtliche Verspätung und es war lange nicht ganz klar ob wir den TGV nach Paris noch erreichen würden.

Die Jugendlichen waren etwas verunsichert und viele fragten mich danach. Einige fanden es auch angebracht mich dies auf französisch zu fragen weil sie kein deutsch konnten. Doch bis kurz vor Karlsruhe mussten wir ihnen sagen das wir noch nicht wissen ob der TGV auf uns wartet. Doch die Zugchefn hat die viele Umsteiger frühzeitig gemeldet und unser Zug konnte trotz Gewitter etwas von der Verspätung wieder rein holen.

Nach unserem Halt in Mannheim waren die jungen Leute dann total aufgeregt, weil einige einen Zug nach Paris gesehen hatten und die Lehrerinnen fragten uns ob sie eventuell wieder zurück müssten wenn in Karlsruhe nichts mehr nach Paris fährt. Aber das war nicht notwendig. Kurz vor Karlsruhe kam die Info das der TGV wartet. Bis dahin hatten uns die Leute schon fast Löcher in den Bauch gefragt.

Völlig erleichtert machte die Zugchefin die Ansage und vor lauter Paris Fragen versprach sie sich und die Ansage im ganzen Zug lautete versehentlich: “In wenigen Minuten erreichen wir Paris… äh Nein, den TGV nach Paris in Karlsruhe” während dessen stand ich gerade im Nachbarwagen und es ertönte ein lautes Jubelgeschrei! Alle anderen Fahrgäste fanden den Versprecher ganz amüsant.

In Basel SBB kamen wir mit etwas Verspätung an und so konnten wir erst eine Stunde später als geplant mit der S-Bahn zurück zur Dienststelle fahren. Der Arbeitstag war zwar lang aber es war ein ein schöner und abwechslungsreicher Tag.

Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog

Samstagsplausch am 16.9. “Endrunde meiner Ausbildung”

Herzlich willkommen zu meinem Samstagsplausch den ich wieder wie gewohnt bei der lieben Andrea von Karminrot verlinke. Wer von Euch gerne liest sollte unbedingt mal in ihrem Karminroten Lesezimmer vorbei gucken.

Ausbildung zum Zugbegleiter im Fernverkehr

Wie ich schon mehrfach erwähnt habe mache ich momentan eine Umschulung zum Zugbegleiter im Fernverkehr. Das heißt geplant war eigentlich das ich jetzt schon fertig bin. Doch leider habe ich die notwendige Abschlussprüfung nicht bestanden. Das ist aber für mich kein Grund um aufzugeben. Wir sind zwei “Prüflinge” die recht knapp durchgerasselt sind und wir bekommen noch eine Chance. Fast 3 Wochen durften wir die erlernten Inhalte nochmal wiederholen und vertiefen und nächste Woche werden wir erneut geprüft. Für diese Chance bin ich sehr sehr dankbar.

Vor dem Bahnhof Fulda steht ein goldener Schriftzug. Diese Woche war ich gleich zweimal da.

Ein Arbeitgeber der auf den Menschen schaut

Das entspricht ganz dem Bild das ich von meinem neuen Arbeitgeber, der deutschen Bahn, bekommen habe. Es wird auf den Mitarbeiter geschaut! Es wird geschaut warum wir zwei die Prüfung nicht auf Anhieb gemeistert haben… interessanter Weise waren wir in unserem Ausbildungsgang die beiden ältesten Teilnehmer. Also für uns ist das Lernen eher was neues als für die jüngeren bei denen Berufsausbildung oder Schule gar nicht so sehr lange her ist. Aber es hat sich auch herauskristallisiert das wir die beiden verlässlichsten waren. Wir waren immer da.

Gar nicht wahr, ganz am Anfang habe ich einen Schulungstag ausgesetzt. Ich hatte dieses vorher mit dem Trainer und der Führungskraft abgesprochen und die entsprechenden Inhalte von dem Schulungstag habe ich aus eigener Kraft nachgeholt.

Da gab es ganz andere, die mal wegen “verschlafen” oder “falsch im Plan gucken” zu spät oder gar nicht kamen. Das jemand der permanent unzuverlässig ist keine Chance bekommt die Prüfung zu wiederholen kann ich absolut verstehen!

So war meine Woche:

Am Montag hatten wir einen “Selbstlerntag” in der Dienststelle. Dafür konnten wir den Besprechungsraum neben dem Büro unseres Chefs nutzten. Zuerst dachte ich das sei so geplant damit dieser überwachen kann ob wir wirklich da sind oder nicht. Aber er kam nur mal um uns zu begrüßen und Infos zu unserer Prüfung zu bringen.

Am Dienstag hatte ich eine Schicht. Allerdings durfte ich keine Sicherheitsrelevanten Tätigkeiten übernehmen. Ich fand das aber dennoch gut und lehrreich, denn so hatte ich ausreichend Zeit mich mit den Tätigkeiten im Zug während der Fahrt zu konzentrieren. Das half mir da auch mehr Routine zu bekommen. Die ersten Schichten war es halt oft dieses “Boah so viel und alles gleichzeitig!!!” das ist aber nur Empfindungssache bis man mal genau weis was wie lange dauert und in welcher Reihenfolge man das am besten erledigt.

Die Arbeit macht Spaß

Von meinem früheren Arbeitgeber war ich es nicht gewohnt das man mich fragt ob mir eine Tätigkeit Spaß oder Freude bereitet. Es war eher so “Mach Deine Arbeit und funktioniere gefälligst”. Bei er deutschen Bahn ist das ganz anders. Es wird immer wieder gefragt “wie geht es Dir damit?”, “Wie gefällt Dir das?” und zu Anfang hat mich das schon etwas irritiert. Doch jetzt habe ich gelernt meine “Problemzonen” offen zu benennen und auch mal zu sagen “das mache ich gerne”.

So gibt es wohl nicht wenige Kollegen die ungern Kaffee und Getränke im Zug verkaufen. Zum einen weil sie nicht so gerne “verkaufen”. Ich bin das gewohnt und ich sehe den Menschen schon an wer für ein Angebot empfänglich ist und wer nicht. Ich hab genügend Menschenkenntnis um auch mal lustig auf Leute zu zu gehen und zu sagen “Sie sehen aus als bräuchten sie eine Tasse Kaffee”.

Die größte Herausforderung dabei ist allerdings das tragen der Speisen und Getränke bis zum Sitzplatz des Kunden. Witziger weise hilft auch hier die Kenntnis der gefahrenen Strecke. Es gibt Streckenabschnitte da ist das Gehen mit einem befüllten Tablett viel schwerer als auf anderen. Die Schaukelbewegung eines Zuges ist sehr unterschiedlich und je mehr Routine man damit hat umso eher hört man am Geräusch ob jetzt weiterlaufen eine gute Idee ist oder nicht. Aber dann kommt es ja auch noch darauf an in welchem Zug wir sind! Also wieder Wissen über die einzelnen Fahrzeuge… Deshalb mussten wir das in der Fahrzeugkunde lernen.

Lernen!

Am Mittwoch hatten wir dann nochmal Schulung bei unserer Trainerin die wir schon von Anfang an kennen. Das war erst anders geplant doch wir bekamen am Dienstag als wir beide in verschiedenen Zügen unterwegs waren die Info per Mail. Unabhängig voneinander haben wir entschieden wir antworten mal das wir es gelesen und zur Kenntnis genommen haben. Und im Nachhinein denke ich war auch das ein Test ob wir richtig reagieren… denn im Bahnbetrieb gibt es immer wieder Änderungen und da ist es enorm wichtig das man sich meldet und mitteilt “ja ich habs gelesen und ich komme dann und dann da und da hin.”

Wir waren also pünktlich am richtigen Ort. Das wichtigste in unserem Job!

Am Donnerstag waren wir dann wieder auf uns alleine gestellt im Besprechungsraum. Ich denke das mir auch diese Zeiten in denen ich vor allem bereits gelernte Sachen immer wieder durchgelesen habe was gebracht haben. Aber es nervt mich langsam weil ich mittlerweile das Gefühl habe die gelernten Informationen kommen mir bald aus Nase und Ohren wieder raus…

Hauptsache sie kommen im richtigen Moment in der Prüfung !!!

Am Freitag hatte ich wieder die gleiche Schicht wie am Dienstag, gleiche Strecke aber andere Kollegen. Das war auch lehrreich. Und diesmal konnte ich meine Stärke “Kaffee verkaufen” perfektionieren. Die beiden Männlichen Kollegen, die eher Bock auf Technik und “grobe Sachen” hatten, waren ganz dankbar das ich das übernommen habe. Ich konnte “mein Ding” machen und die Kollegen ihres. Echt toll und gemeinsam waren wir für unsere Fahrgäste da. Der Arbeitstag war lang, von kurz vor 5 Uhr bis nach 15 Uhr aber ich war nicht über die Maßen erschöpft, weil mir meine Tätigkeit Freude bereitet hat.

Einkaufsgewohnheiten ändern sich

Die Tage hatte ich gleich zwei Artikel die ich immer bei meinem Penny Markt um die Ecke einkaufe nicht bekommen. Und ich ärgerte mich ein wenig weil ich nicht nochmal in Lörrach in nen anderen Laden wollte. Am Freitag hatte ich eine Stunde Aufenthalt in Mannheim, der Mannheimer Bahnhof ist riesig und hat viele Geschäfte. Dort fand ich beide Artikel sogar preiswerter als im Penny… und das ohne Umweg und während meiner “Arbeitszeit”, denn “Tätigkeitsunterbrechung” weil wir auf nen Zug warten zählt zur Arbeitszeit.

Die Tatsache das ich mich im Bahnhof Mannheim alleine so gut orientiere und dann auch noch weis was ich einkaufen wollte zeigt mir das ich so langsam diesen veränderten Lebensrhythmus verinnerliche. Inspiriert zu dieser neuen Denkensweise hat mich die Kollegin die mir auf der Fahrt am Dienstag erzählt hat “In Fulda kaufe ich mir das Deo bei Rossmann”. Ich dachte zuerst hääää? Aber hey, wenn ich weis wo welcher Laden ist, ist es doch Wurst ob das mein Wohnort ist oder nur mein Aufenthaltsort für eine Stunde.

Diese Woche neu: “Ich fahr nach Fulda”.

Meine erste Nachtschicht

Vergangene Nacht hatte ich meine erste Nachtschicht. Zuvor hatte ich noch nie eine Arbeit die es erfordert über die Datumsgrenze hinweg zu arbeiten.

Früher hatte ich zwar mal einen Nebenjob in einem Kiosk wo ich morgens um 4 begonnen habe und dann wenn die ersten Schüler und Pendler kamen um 7 Uhr hatte ich Feierabend. Das ist schon speziell wenn man arbeitet wenn alle anderen noch im Bett liegen und heim geht wenn andere zur Arbeit aufbrechen.

Fernzüge in der Nacht

In den Nachtstunden verkehren viel weniger Personenzüge, weil die meisten Fahrgäste lieber tagsüber reisen. Doch Nachts ist auf den deutschen Schienen reger Verkehr. Vor allem Güterzüge fahren Nacht viel mehr als am Tag.

Aber es gibt auch Personenzüge die mitten in der Nach verkehren und diese nennt der Volksmund “Nachtzüge”. Meistens sind dies EC-Züge die Europaweit verkehren. Diese sind bei Internationalen Fahrgästen sehr beliebt da man so preisgünstig weite Strecken zurücklegen kann. Wer quer durch Europa will egal ob als Urlauber, Rundreise oder Heimatbesucher wählt gerne einen Zug in der Nacht, da diese seltener halten und dadurch schneller ankommen.

Auch wenn die meisten Züge mit Schlaf oder Liegewagen gar nicht mehr von der deutschen Bahn betrieben werden “Begleiten” wir diese Züge.

Mit dieser Bezeichnung “Begleiten” ist hier gemeint das wir in den Zügen mitfahren, die Technik und Sicherheit überwachen und selbstverständlich auch die Fahrgäste kontrollieren. Das bedeutet für uns Zugbegleiter das wir in Deutschland unterwegs sind aber auf Ausländischen Zügen.

Internationale Züge

Heute Nacht war ich zuerst in einem Zug mit dem Endziel Prag unterwegs der aus Schweizerischen, Österreichischen und Tschechischen Wägen bestand. Letzteres ist etwas herausfordernd weil die Fahrzeuge sehr oft nur in Tschechisch beschriftet sind… bis jetzt weis ich nur das Klimaanlage in Tschechisch auch Klima heißt… alles andere kann ich schlicht überhaupt nicht lesen. Zum Glück sind alle wichtigen Dinge auch in Englisch oder mit Piktogrammen Beschriftet. Nur wenn dann bei einem Boardcomputer das Menu auf Tschechisch ist dann wird es schwierig.

Auf dem Rückweg von Frankfurt war ich in einem Zug aus Amsterdam in dem sehr viele Niederländische und Französische Fahrgäste unterwegs waren. Ich konnte also meine Sprachkenntnisse sehr gut gebrauchen!

Meine erste Nacht!

Dienstbeginn war kurz nach 20 Uhr. Als ich zur S-Bahn ging hatte es hier in Lörrach noch 33 Grad! Deshalb habe ich auf das Radfahren verzichtet. Denn wollte meine erste Nachtschicht so erholt wie möglich beginnen.

Nach dem Dienstantritt in der Einsatzstelle am Badischen Bahnhof ging es erst mal mit der S-Bahn zum SBB wo wir unseren Zug übernahmen. Da ich dann als dieser da war zu tun hatte ist dieses Foto mit irgendeinem anderen Zug entstanden.

Für die Nachtschicht habe ich diesmal lieber Hosen gewählt. Geschwitzt habe ich sowieso bei diesem schwülen Wetter. Auf dem Bild ist nicht so gut erkennbar, die Hose ist burgundy und die Weste ist dunkelblau. Dieser typische Zugbegleiterkoffer ist Pflicht und gehört zur ständigen Ausrüstung.

Mit einem Eurocity mit Schlaf-. Liege- und Sitzwagen ging es bis Frankfurt Hauptbahnhof. Wobei die Schlaf und Liegewagen eigenes Personal haben, die sich um die Belange der Fahrgäste kümmern. Unsere Aufgabe war es vor allem an jedem Bahnhof den Ein und Ausstieg zu überwachen und die Sicherheit beim Abfahren.

Woah das ist nachts echt speziell, denn je nach Standort kann man nicht gut erkennen ob eine Türe ganz zu und eine Trittstufe ganz eingefahren ist. Zumal das unterschiedliche Fahrzeuge mit sehr verschiedenen Türen sind. Nicht selten muss man deshalb am Bahnsteig dann nochmal den Standort wechseln um alles sehen zu können. Dies alles ist viel komplexer als bei einem modernen ICE.

Dieses Bild ist morgens um 3 entstanden, ich finde ich seh dafür ganz gut aus, oder?

Mittagspause?

Eine unfreiwillig lange Pause hatten wir nach 0:30 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof. Der Zug zurück hatte über 60 Minuten Verspätung und so war unsere Pause viel länger als geplant. Was tagsüber ganz angenehm sein kann ist Nachts zwischen 0 und 3 Uhr doch etwas herausfordernd. Zum Glück gibt es in Frankfurt einen großen und angenehmen Aufenthaltsbereich der klimatisiert ist. Hier gibt es für die Bahn Mitarbeiter gleich mehrere Räume mit unterschiedlichen Beleuchtungen in denen man sich zum quatschen treffen kann oder zum Ausruhen hinsetzen oder hinlegen kann.

Ich war sehr froh das wir am Hauptbahnhof waren und nicht wie letzte Woche am Südbahnhof:

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Ich hatte mich für den abgedunkelten Raum entschieden und hab die Füße hoch gelegt. Allerdings habe ich mich mit Essen, Trinken und Handy beschäftigt um nicht einzudösen. Und ich habe es mir nicht nehmen lassen einen der Massagesessel auszuprobieren von dem mir schon mehrere Kollegen erzählt hatten. Wow echt angenehm.

Von der Zeit im Ruheraum zählen 30 Minuten zur Pause, der Rest ist Arbeitszeit… ist ja nicht meine Schuld das der Zug später fährt. Während der Arbeitszeit Chillen, Handspielen und Massage … ich tue ja alles um meine Arbeitskraft aufrecht zu erhalten..

Höchstleistung mitten in der Nacht

Kurz nach 3 Uhr ging es in den Zug zurück dieser kam von Amsterdam und war schon gut besetzt als er an kam mit Fahrgästen aus Niederlanden, Belgien und Frankreich und hier stiegen nochmal sehr viel zu. Durch einen Brückenschaden verkehren nicht alle Züge über Bahnhof Flughafen und so kamen hier viele Fahrgäste die mit dem Flieger angekommen waren hier zu uns. “Fluggäste” haben meistens viel oder großes Gepäck und sind nicht selten “gejetlaggt”, also sehr müde oder verpeilt. So stellt dann manchmal die Bitte den Koffer aus dem Gang zu entfernten eine Überforderung dar.

Unser Zug war beim Start in Frankfurt knallvoll! Die Menschen Standen in den Übergängen, sprachen alle möglichen Sprachen, hatten manchmal Tickets die ich noch nie gesehen hatte und manch einer verhielt sich eigenartig.

Unsere Aufgabe war es nun in dieser Mischung aus Trubel und schlafenden Menschen die Fahrkarten zu kontrollieren. Doch man lernt sich schnell mitzuteilen, mit irgendeiner Sprache notfalls alles was man kann gemischt und mit Händen und Gesten. Die meisten wussten ja sofort was wir wollen.

Schwierig wird es dann wenn ein Fahrgast ein Handy her streckt dessen Menu in einer Asiatischen Schrift irgendwas anzeigt. Aber auch die Situation konnte ich meistern indem ich ihm mehrfach erklärte “I need a code to scan”. Diese vier Tickets dieser Koreanischen Familie mit Canadischen Tickets für halb Europa waren korrekt und gültig, aber bis wir diese gefunden haben!!!

Die nächsten zwei Stunden hatten wir volle Action mit allen möglichen Situationen. Ein Fahrgast, ein junger Mann hat mich etwas beunruhigt weil ich ihn sehr lange nicht wach bekommen habe. Ich war unsicher spielt er schlafen oder ist er bewusstlos? irgendwann kam er aber zu sich und fand dann sogar recht fix sein gültiges Ticket.

Keine Zeit zum Müde werden

Durch diesen Trubel verging die Zeit wie im Fluge so bissel zur Ruhe kam ich erst ab Offenburg. Bis dahin hatte ich mehrere Fahrpreisnacherhebungen geschrieben und einen Fahrgast von der Bundespolizei abholen lassen weil die Person weder Fahrkarte noch Papiere dabei hatte.

Der Zug hatte bis Basel einen Großteil seiner Verspätung wieder rein geholt, und es gab einen Fahrgast der sich genau darüber beschwert hat (Hallo?). Dadurch konnte ich meine Schicht fast planmäßig beenden. Um kurz nach 7 Uhr war ich zuhause und hatte erst mal Hunger! Doch nach dem Frühstücksmüsli habe ich mich für paar Stunden schlafen gelegt.

Für mich war diese Schicht noch ein “Erlebnis” aber ich habe mir sagen lassen das heute Nacht ziemlich normal war…

Gegen Mittag war ich wieder Mensch und hab einige Zeit auf dem Balkon verbracht mit ruhigen und erholsamen Dingen. Doch im gesamten denke ich das ich die Nacht sehr gut überstanden habe. Aber die Tatsache das alles noch neu und spannend ist macht es mir sicher leichter.

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