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Eine “erstklassige” Zugreise

Vergangene Woche habe ich Urlaub in Hamburg gemacht. Eine gute Freundin hat mich zu sich eingeladen um ein paar Tage in der Hansestadt zu verbringen. Meine Unterkunft war folglich “kostenneutral”.

Aber sie hatte eine Bedingung gestellt. Sie wollte das ich wenn ich mit dem Zug komme mir eine Verbindung aussuche die nicht so voll ist und am besten erste Klasse fahren, denn da hat man automatisch mehr Platz und damit mehr Abstand zu anderen Reisenden.

Wie finde ich einen nicht zu vollen Zug?

Es ist eigentlich gar nicht schwer Zugverbindungen zu finden die nicht so sehr ausgelastet sind. Und zwar sucht man auf der Webseite in der DB-Reiseauskunft, oder in der DB-Navigator App nach den billigsten Verbindungen. Denn je voller ein Zug schon ist umso teurer werden die Spartickets.

Da ich als wir meinen Besuch planen wollten gerade noch sehr im Stress war, hat die Hamburger Freundin die Aufgabe übernommen und nach dem aller günstigsten Angebot für die Hin und Rückfahrt gesucht. Und sie war damit sehr erfolgreich. Sie hat herausgefunden das es am günstigsten ist am Dienstag anzureisen und am Samstag Abend zurück. Da ich in Hamburg keinen fixen Termin hatte war mir das recht. Und zudem gefiel mir der äußerst günstige Preis!

Gebucht habe ich die beiden Fahrkarten am 4.1. (also 13 Tage vor Reiseantritt) und ich habe für die Hinfahrt 39.90 € und die Rückfahrt 43,90 € bezahlt! Beides in der ersten Klasse und deshalb ohne Bahncard-Rabatt.

Der Flexpreis für die gleiche Strecke kommenden Dienstag beträgt 291,- € !!! und ich habe 251 Euros gespart weil ich mich schon 13 Tage zuvor auf einen Zug festgelegt habe. Allerdings haben wir wirklich etwas dabei gezockt, denn weniger Tage vor der Fahrt hatte ich eine Erkältung erwischt und ich konnte erst am Montag entscheiden ob wirklich reisefähig bin oder nicht. Aber es hat sich gelohnt.

Erste Klasse im ICE ist angenehm

In der ersten Klasse im ICE hat man mehr Platz zum sitzen. Sowohl in der Breite als auch mehr Beinfreiheit. Aber was ich noch wichtiger finde ist die Tatsache das in der ersten Klasse nicht so viele Leute rum latschen. Da weniger Menschen in den Wagon passen, laufen auch weniger herum. Und zur ersten Klasse gehört immer eine Sitzplatzreservierung. Das bedeutet das in einen Wagen auch nur Leute einsteigen die da auch ihren Platz haben. Dieses Gewimmel in jedem Bahnhof fällt weg.

Gerade bei sehr langen Fahrten weis ich das echt zu schätzen. Die Fahrgäste in der ersten Klasse haben dafür mehr Geld hin gelegt und wissen damit dann auch meist besser Bescheid wie sie ihren Sitzplatz finden. Das verwirrte Fahrgäste lästig sein können habe ich mal bei “Lohnt sich eine Sitzplatzreservierung” thematisiert.

In der ersten Klasse fahren vor allem Geschäftsleute und Vielfahrer, die sich eher ruhig verhalten. Sehr viele Arbeiten am Laptop oder schauen einen Film am Tablett oder Handy. Gruppen, die sich über mehrere Sitzreihen laut unterhalten sind in der ersten Klasse eher selten.

Basel-Hamburg und Hamburg-Basel beides ohne Verspätung

Dieses Mal hatte ich das Glück das mein Zug auf der Hinfahrt nur 3 Minuten nach dem Fahrplan ankam und auf der Rückfahrt waren es 4 Minuten. Und ich habe gelernt das die Bahn erst ab 5 Minuten von Verspätung spricht. Solange der ICE unter 5 Minuten zu spät ist warten alle Anschlüsse auf die Umsteiger. Nur wenn es mehr wird, wird individuell entschieden ob gewartet werden kann oder nicht.

Erkennbar ist das dann auch in der Navigator-App wenn die wirklichen Ankunftszeiten grün oder rot dargestellt werden.

Die erste Klasse ist Komfortabel

In der ersten Klasse bekommt man Speisen und Getränke auf Wunsch an den Platz gebracht. Mehrfach wird man gefragt ob man etwas möchte und gelegentlich wird einem ein Keks oder eine Schokolade gereicht.

Was ich als allein reisende Frau schon mehrfach als angenehm empfunden habe ist die Tatsache das eine Bahn Mitarbeiterin auch mal nur vorbei kommt um zu fragen ob alles in Ordnung ist. Spricht die Mitarbeiter achten auf einzelne Fahrgäste und passen auf. Gestern kam eine Mitarbeiterin mir ein Schokolädchen bringen, obwohl ich die einzige Person im Großraumabteil war und ich schon zuvor zwei Mal bekommen hatte. Es ging nicht wirklich um die Schokolade sondern darum das sie guckt ob bei mir alles okay ist.

In der Ersten Klasse habe ich keine Angst das mich irgendwer belästigt oder so , dazu sind die Bahnmitarbeiter zu präsent.

So sieht die erste Klasse aus

Da ich kurz vor Basel nur noch alleine im Großraum war, konnte ich ein paar Fotos machen. Solange andere Fahrgäste da sind finde ich das nicht angebracht.

Ich nehme an das mein Zug, der ICE 1171 am 21.1. ein ICE 4 war. Denn ich habe darüber gelesen das die Wagons über eine farblich der Tageszeit angepasste Beleuchtung haben. Und das Licht hat sich farblich verändert, aber so das man kein Umschalten bemerkt hat. Wenn Du das genauer weißt, oder mir gar sagen kannst wo man das nachsehen kann, dann schreib mir bitte einen Kommentar oder eine E-Mail.

Apropos Toiletten, die Zugtoiletten sind in der ersten Klasse geräumiger und meist sauberer. Deshalb bin ich auch schon bei Fahrten in der zweiten Klasse den weiten Weg zur ersten gegangen. Das sollte man aber nicht übertreiben, denn es ist eigentlich nicht erwünscht, und man muss dann ja jedes Mal durch das Bordbistro. Wenn das Bistro fast leer ist kann das peinlich werden. Mein Tipp… Trink einen Kaffee oder ähnliches im Gastrobereich und lauf dann erst mal in die falsche Richtung 😉

Viel Platz auf den Sitzen. Die Armlehnen lassen sich hoch klappen und ich kann da mit ausgestreckten Beinen quer sitzen.

Der Klapptisch ist zusätzlich ausziehbar, damit er trotz Beinfreiheit näher ist und ein Laptop gut Platz hat. Hier der zusätzliche Getränkehalter. Alle Plätze sind mit Leselicht ausgestattet das nicht wie früher oben am Gepäcknetz ist sondern an den “Ohren” der Sitze.

Einwandfrei

Die Durchsagen waren verständlich und angenehm, ohne komische Nebengeräusche usw. Die Anzeigen funktionierten durchgängig. Die Toiletten waren sauber und zu meiner Überraschung farblich verschieden dekoriert (Blumenvasenaufkleber am Spiegel).

Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog

Heute geht`s nach Landau

Landau ist eine kleine Stadt im Süden von Rheinland-Pfalz. Für ganz Ortsfremde, in der Nähe von Karlsruhe etwas westlich.

Ich war noch nie in Landau und ich kenne dort auch niemanden. Der Anlass meiner Reise ist mal wieder ein Konzert mit Nino de Angelo. Als dieser Termin bekannt wurde war ich schon gleich begeistert, denn es ist endlich mal nicht so sehr weit weg.

Diesen Sommer war ich wegen ihm schon zweimal bis an die Ostsee gereist und zuletzt in Solingen im Bergischen Land (nördlich von Köln), dagegen sind die 230 km nach Landau echt ein Katzensprung. Aber auch wenn es diesmal eine verhältnismäßig kurze Reise ist, nur 3 Stunden mit der Bahn, habe ich mir diesmal zwei Tage Aufenthalt in Landau eingeplant. Ich möchte es einfach gemütlich und ruhig angehen und nicht nach nur einer Nacht wieder zurück.

Deshalb reise ich heute schon an obwohl das Konzert morgen Abend erst ist. Heute Abend und morgen Tagsüber möchte ich mich in Landau ein wenig umsehen und etwas “urlaub” nachholen, der ja wegen meiner Corona Erkrankung zum Teil ausgefallen ist.

Landau erkunden

über Landau weiß ich noch nicht viel, werde mich aber nachher im Zug etwas in die Stadtgeschichte einlesen. Im Vorfeld habe ich bisher nur den Stadtplan in Google Maps paarmal studiert auf der Suche nach einem geeigneten Hotel.

Da ich mich diesmal nicht mit anderen Fans absprechen musste (ich bin ganz alleine unterwegs) habe ich mir ein Hotel ausgesucht das ich zu Fuß erreichen kann und auch zu der Konzert Location kann ich laufen. So spare ich Bus oder Taxi.

Günstiges Bahnticket

Dieses Mal habe ich mich für eine Anreise mittags entschieden, so konnte ich heute Vormittag in Ruhe Koffer packen und noch einiges im Haushalt erledigen. Mein Zug geht um 12 Uhr.

Ich habe ein “Sparticket” gebucht. Bewusst kein “Super-Sparticket”. Das wäre zwar nochmals billiger gewesen, aber diese kann man nicht mehr stornieren. Angesichts der Tatsache das ich mein letztes Bahnticket (von München nach Lörrach) eigentlich stornieren wollte, das aber aus diesem Grund nicht ging. Wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. (habe nicht storniert aber dank eines Zugausfalles konnte ich anders Fahren, mehr darüber im Samstagsplausch vom 15.10.

Meine Zugreise mache ich heute mit dem EC 8 von Basel bis Karlsruhe. Fahrten mit dem EC sind preiswerter als im dem IC oder ICE dauern aber meistens nicht länger. Laut dem DB-Navigator ist der Zug “sehr stark ausgelastet” aber man kann ja auch einsehen ab wann es voll wird. Erst ab Karlsruhe… und da steige ich aus. Also stört mich das überhaupt nicht.

Aus diesem Grund habe ich auch keine Sitzplatzreservierung oder gar erste Klasse gebucht. Beides brauche ich auf der kurzen Strecke nicht. Ab Karlsruhe geht es mit der Regionalbahn ca 50 Minuten weiter. Ob es in diesem Zug eine erste Klasse gibt weiß ich gar nicht. Auch gehe ich davon aus das er keine Steckdosen hat und deshalb verpacke ich meinen Laptop im Koffer, den brauche ich bei dieser kurzen Anreise nicht.

Wenn es klappt werde ich nachher von unterwegs mit dem Handy ein paar Bilder einfügen. Aber vermutlich nicht mehr viel Text.

Gemütlicher Sitzplatz im EC

Wie erleichtert man sich eine Zugfahrt mit FFP2-Maske

In den Zügen den Zügen der Deutschen Bahn besteht momentan Maskenpflicht. In allen Intercitys muss man FFP2 Maske tragen. Ich verrate Dir wie man sich das erträglicher macht.

Auch wenn es noch immer Leute gibt die am liebsten nie Maske tragen. Bei der Reise mit dem Zug muss es sein. Ohne eine Maske darfst Du noch nicht mal in ein Bahnhofsgebäude oder auf einen Bahnsteig. In den Fernzügen der deutschen Bahn besteht sogar die Pflicht eine FFP2-Maske zu tragen.

Dabei ist es absolut unerheblich wie lange man mit dem Zug reist. Jeder Fahrgast ist verpflichtet die Maske zu tragen. Auch die Tatsache das die Zugbegleiter nur ein medizinische OP-Maske tragen ändert daran nichts.

Warum tragen die Zugbegleiter keine FFP2?

Das die Zugbegleiter und andere Bahn-Mitarbeiter meistens nur OP-Masken tragen hat vor allem Arbeitsrechtliche Hintergründe. Ein Arbeitgeber darf seine Angestellten nicht die gesamte Arbeitszeit mit FFP-2 Maske arbeiten lassen. Sollte dies aus irgendwelchen Gründen permanent nötig sein (Medizinische Berufe/Pflege) dann müssen die Mitarbeiter mehr Pausen einlegen. Da dies im Zugbetrieb meistens nicht möglich ist dürfen sie nur OP-Masken tragen.

Dieses darf jedoch von den Fahrgästen verlangt werden, denn diese befinden sich ja freiwillig im Zug und könnten wenn sie es denn wollten die Fahrt unterbrechen. Die Zugbegleiter können das nicht.

Wie macht man sich das tragen einer FFP2 Maske erträglich?

Als erstes, gewöhne Dich vor einer langen Zugfahrt daran. Sinnvoll ist es das tragen einer solchen Maske vorher schon mal zu üben. Nicht nur 10 Minuten in einem Laden, sondern auch mal austesten ob man damit lesen oder laufen kann.

Letzteres ist besonders für Brillenträger wichtig. Je nach dem wie die Maske geschnitten ist sitzt dadurch Deine Brille anders und das könnte bei längerem Tragen unangenehm werden. Deshalb teste das in Ruhe vorher aus.

Die Maske muss passen und richtig sitzen

Auch die FFP2 Masken gibt es von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Formen und Größen und nicht jede passt auf jedes Gesicht. Probier vor einer längeren Reise aus welcher Maskentyp besser sitzt. Mein Tipp: Nimm eine zweite Maske eines anderen Typs mit, das Du notfalls unterwegs wechseln kannst.

Eigentlich sollte so langsam jeder mit den Masken umgehen können, aber ich sehe immer noch oft Leute die sie schlicht falsch tragen!!! Der Metallbügel gehört nach oben auf die Nase und sollte so geformt sein das die Maske am Gesicht anliegt. Wenn die Maske passt und richtig sitzt ist es auch nicht ganz so unangenehm!

Schmutzige Masken gehören ausgetauscht! Wenn Du länger reisen willst dann steck Dir mindestens eine zweite Maske zum wechseln ein.

Masken in Deiner Wunschfarbe bei Ebay

Wie kann man das lange Masken tragen unterbrechen?

Es gibt ein paar völlig legale Möglichkeiten die Maske abzunehmen ohne sich oder andere Fahrgäste zu gefährden, oder zu verärgern.

Die einfachste und privateste Lösung um ein paar Minuten an freie Atmung zu kommen ist ganz einfach der Gang zur Toilette. Niemand verbietet Dir ein paar Minuten im Zugklo die Maske abzunehmen. Und niemand interessiert es wie oft Du das machst. Solange Du die Zugtoilette nicht dauerhaft blockierst darfst Du darin machen was Du willst.

Nicht gerne gesehen ist es im Einstiegsbereich die Maske ab zu nehmen.

Es gibt aber ganz einfache Tricks wie Du auch an Deinem Sitzplatz die Maske kurzfristig abnehmen darfst. Zum Beispiel beim Essen oder Trinken. Wobei Dir dabei keiner vor schreibt wie schnell Du essen musst.

Mein Tipp: Nimm Dir etwas kleines zum snacken mit. Klein geschnittenes Obst oder Gemüse zum Beispiel… und die Dose stellst Du vor Dich hin und greifst hin und wieder wenn jemand dich sieht hinein. Wenn der Schaffner gerade vorbei kommt dann beißt Du halt gerade hinein.

Das ist ein altes Bild das zu dem Artikel “wie macht man sich eine lange Zugfahrt erträglich” gehört, es dient hier als Beispiel für einen geeigneten Snack im Zug

Wann sollte die Maske auf jeden Fall oben sein?

Ganz klar, wenn Du im Zug hin und her läufst musst Du die Maske tragen!!!

Wenn der Zug gerade hält und in deinem Waggon andere Menschen ein und aussteigen bleibt die Maske ebenso auf der Nase wo sie hin gehört. Denn gerade dann ist sie besonders wichtig, wenn sich viele Menschen vermischen und in Bewegung sind.

Wie verhält man sich wenn andere nörgeln?

Sollte es passieren das Dich ein anderer Fahrgast oder gar der Zugbegleiter anspricht Du sollst die Maske richtig tragen. Dann mach das dann auch! An dieser Stelle eine Diskussion darüber ob die Maskenpflicht sinnvoll ist oder nicht ist absolut unangebracht! Damit nervst Du nur alle anderen! Diskutieren kannst Du zuhause oder am Stammtisch aber bitte nicht in einem Zug wo alle an die gleichen Gesetzte und Regeln gebunden sind.

Im Übrigen interessiert es auch keinen der anderen Fahrgäste ob Du geimpft bist, Asthmatiker oder sonst was bist! Im Zug trägt man Maske und damit basta. Wenn Dir das unangenehm ist will das auch keiner wirklich wissen.

Wie macht man sich lange Zugfahrten erträglich?

Eine mehrstündige Zugfahrt muss nicht schlimm sein, wenn es Dir schwer fällt die Maske so lange zu tragen kannst Du Deine Reise auch so planen das Du Pausen hast. Wenn Du dann richtig frische Luft schnappen willst, solltest Du dafür eine Unterbrechung von mindestens 30 Minuten einplanen. Das ist in den meisten größeren Bahnhöfen gar kein Problem, weil die ICEs meist stündlich fahren.

Ich persönlich komme mit der Maskenpflicht im Zug jedoch ganz gut klar, bin das Maske tragen von meiner Arbeit her gewohnt und beim nur ruhig da sitzen finde ich das nicht zu sehr anstrengend.

Weitere Tipps zu Zugreisen findest Du in meinen Beiträgen:

Masken bestellen in Neonfarben!

Erinnerungen an ein Konzert in Bretten

Ursprünglich wollte ich hier in meinem Blog ganz viel von meinen Konzertbesuchen und den Reisen dahin erzählen. Doch seit über einem Jahr findet gar nichts mehr statt und ich habe keine Gelegenheit irgendwo hin zu fahren.

Deshalb krame ich heute mal ein wenig in meinem Erinnerungen. Ich erzähle Euch von einem Erlebnis vom 9. Mai 2015 ,also vor 6 Jahren.

Nino de Angelo, ein Schlagersänger den ich seit meiner Jungend sehr verehre sollte in der Nähe von Karlsruhe auftreten. Das ist nicht allzu weit weg und mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschwinglich. Als langjähriger Fan weis man aber noch mehr über diesen kleinen Ort wo der Auftritt stattfinden sollte.

Es handelte sich um Bretten einer sonst unbedeutenden Kreisstadt mit etwa 30 000 Einwohnern, etwa 23 km von Karlsruhe entfernt. Nino de Angelo ist in diesem kleinen Ort aufgewachsen. Wenn ein Künstler in seinem Heimatort auftritt, sind im Publikum zahlreiche Leute, die ihn von früher kennen oder dies zumindest behaupten und ihn deshalb wie einen Helden feiern. Diese Konzerte haben dann oft eine ganz besondere Stimmung.

Diese Erfahrung habe ich schon mehrfach auch mit anderen Künstlern gemacht. Selbst wenn der Sänger auf der Bühne das gleiche singt wie woanders ist ein Auftritt in seiner Heimat etwas besonderes.

Wie kommt man nach Bretten?

Da ich gerne mit der Bahn reise brauchte ich nicht lange überlegen. Ich fahre mit dem Zug. Da sich mein Ziel in Baden-Württemberg befindet bietet es sich an für diese Fahrt ein Baden-Württenberg-Ticket zu lösen. Das praktische daran ist das man mit diesem Ticket komplett flexibel bleibt und fahren kann wann man will.

Ich hatte also frei genommen, Ticket gekauft und ein paar Freunden erzählt das ich dort hin fahren will. Ich freute mich schon seit Wochen auf diesen Tag.

Doch dann kam der Streik der GDL. Die Gewerkschaft deutscher Lockführer bestreikte besonders an den Wochenenden den regionalen Nahverkehr. Welche Strecken und Züge das genau betrifft wurde oft nur sehr kurzfristig bekannt. Es war also etwas unsicher ausgerechnet an diesem Wochenende Zug fahren zu wollen.

Ich beschloss dennoch zu fahren, denn das Schlimmste, was passieren könnte, wäre ja, das ich irgendwo durch einen Zugausfall hängen bleibe und warten muss, bis der nächste Zug fährt. Solange dies mitten am Tag geschieht, sehe ich da kein Problem.

Also fuhr ich besonders früh schon los, um notfalls genügend Zeitpolster zu haben wenn das passiert.

Abreise in Lörrach

So sah das aus bei meiner Abreise. Ein Koffer mit Wechselklamotten und Schlafzeug und Stützstrümpfe.

Ich hatte noch kein Hotel oder ähnliches reserviert, weil bis zuletzt nicht klar war ob überhaupt Züge fahren. Wenn ich nicht dort hin kommen würde, wollte ich umdrehen und heim fahren. Oder wenn ich bis Karlsruhe käme würde meine Schwester mich Notfalls mit dem Auto dort abholen. Und ich anschließend bei ihr übernachten. Also alles noch offen…

Stützstrumpf und Bein hoch gelegt?

ja ich hatte damals mal wieder eine leichte Entzündung in den Beinvenen… ausgelöst durch eine Krampfader im Oberschenkel, welche ich dieses Jahr habe ziehen lassen. 6 Jahre später !

Bahnstreik bedeutet, man muss Glück haben

An diesem besagten Wochenende war das Reisen mit der Bahn ein Glücksspiel. Weil keiner genau wusste, welche Züge wirklich fuhren und welche nicht. Ich hatte Glück, mein Zug bis Karlsruhe plangemäß fahren konnte.

In Karlsruhe dann die schockierende Anzeigetafel. Zwei Drittel der abgehenden Züge fuhren nicht! Aber meiner Richtung Bretten sollte fahren, aber man wies mich darauf hin das dieser auch bestreikt werden könnte…

In dem Zug wurde während der Fahrt mehrfach durchgesagt “das es aufgrund des GDL Streiks zu erheblichen Verzögerungen und einem möglichen Ausfall dieser Fahrt kommen kann”. Mehrfach blieben wir länger in einem Bahnhof stehen als geplant… aber ich war ja zum Glück früh genug unterwegs. Fahrpläne konnte man in der Situation komplett vergessen und man musste froh sein, das der Zug überhaupt weiter fährt. Irgendwann dann die befürchtete Durchsage:

“Aufgrund des Streiks endet diese Fahrt in dem nächsten Bahnhof”

Ich hatte keine Ahnung wo wir genau sind, und wie weit es zu meinem Ziel Bretten noch sein würde. Notfalls müsste ich mit dem Taxi weiter fahren… und dann erschien das Bahnhofsschild…. Bretten!

Ich war genau in meinem Zielort gestrandet. Allerdings musste man davon ausgehen das heute keine Züge mehr von hier weg fahren würden … Also musste ich entweder meine Schwester mobilisieren oder hier übernachten.

Wohin jetzt?

Nino de Angelo postete gerade bei Facebook das er im Restaurant “La Piazza” in Bretten sei. Und da ich eh nicht wusste, wohin, und Zeit hatte, suchte ich mir den Weg dorthin. Bis ich dort war, war das Restaurant allerdings geschlossen. Deshalb setzte ich mich in ein Kaffee nebenan. Dort durfte ich netterweise den Akku meines Handys laden. Deshalb saß ich im Innenraum und nicht draußen in der Sonne.

Händeringend versuchte ich entweder meine Schwester oder eine Freundin dazu zu überreden am Abend zu dem Konzert zu kommen und mich danach mit nach Stuttgart zu nehmen… doch das gelang mir nicht. Es kam alles zusammen: Autounfall, Vater im Krankenhaus, Migräne… keiner konnte mich abholen.

Da ich im Innenraum saß hörte ich ein Gespräch der Mitarbeiter mit, es ging um “Zimmer frei halten”… deshalb fragte ich “Habt ihr ein Zimmer für heute Abend oder wisst ihr wo?” die Antwort irritierte mich … “man müsse erst nach sehen, das sei jetzt noch nicht ganz klar…”

Ich dachte “was ist das für ein Hotel, die nicht wissen ob ein Zimmer belegt ist oder nicht???” Der eine Mitarbeiter sagte zum anderen “Chef sagt wenn Koffer nicht da ist dürfen wir das Zimmer vergeben”… eine Mitarbeiterin ging hoch in das Zimmer um nach zu sehen.

Mir war die Sache etwas suspekt und ich googelte schon nach anderen Hotel, nun so viele gibt es dort nicht, und angesichts des Events am Abend und des Bahnstreiks sah es sicher nicht gut aus.

Die Mitarbeiterin kam zurück und sagte mir, ich könne das Zimmer haben. Ich war erleichtert. Als ich in das Zimmer kam, wunderte ich mich etwas. Das Doppelzimmer war als Einzelzimmer her gerichtet, mit einem frischen Blumenstrauß und “Herzlich willkommen” auf dem Kopfkissen. Ich war etwas überrascht, aber machte mir keine Gedanken mehr darum.

Später erfuhr ich, dass dieses Zimmer für Nino reserviert war, und er wohl kurzfristig entschieden hatte, lieber bei Verwandten zu übernachten. Huch, ich hab unabsichtlich in seinem Bett geschlafen …

Generalprobe?

Für gewöhnlich sind die Proben mit Nino nicht öffentlich und es ist nicht erwünscht das man sich Fans da schon am Veranstaltungsort rum drücken. Deshalb meine Taktik mich möglichst nicht wie ein Fan zu benehmen sondern wie ein normaler “Brettener”

Ich war schon früh an der Halle, dort ging es noch zu wie im Taubenschlag, zahlreiche Leute die irgendwas brachten oder dekorierten gingen durch die weit geöffnete Türe rein und raus. Mein Ziel war irgendeinen Grund zu finden auch einfach rein zu gehen und mich da drinnen unauffällig zu platzieren.

Als ich noch nach einer Idee suchte kam eine alte Dame mit einem Rollator mit dem Taxi an. Sie kam langsam auf den Eingang zu und blieb mit dem Rollator an einer Stufe hängen. Ich eilte herbei und half ihr. Auch konnte ich ihr sagen wo die Rampe ist. Sie bedankte sich und fragte ob ich auch zu dem Event am Abend wolle. Ich bejahte. Sie bat mich sie zu begleiten, sie wolle unbedingt sehr früh schon rein, weil sie ja einen Platz für ihren Rollator suchen müsse. Klar wollte ich helfen 😉

Aber es ging der Dame gar nicht wirklich um Hilfe, sondern sie suchte jemand den sie vollblubbern konnte. Sie erzählte mir wie gut sie Nino von damals kennen würde, wie toll sie ihn findet, blabla.

Wir gingen in die Halle. Das erste was ich wahr nahm war Nino, der direkt vor dem Eingang am Tisch saß und mit den Organisatoren sprach.

Meine Begleitung redete so auf mich ein, das sie gar nicht bemerkte das ich den Sitzplatz für sie wählte und nicht sie. Wir setzten uns an die gleiche Tischreihe an das andere Ende ,so das Nino mich sehen konnte. Aber alle anderen nicht checkten das ich ein gewöhnlicher Fan bin. Die Dame quasselte mich voll das sie Nino sofort erkennen würde wenn er hier wäre. Nun er saß nur 10 Stühle weiter. Ich fand die Situation recht lustig und tat weiterhin so als hörte ich ihr aufmerksam zu.

Zuerst probte Pippo Azzuro, den kannte ich zuvor nicht. Dieser Sang ein paar italienische Klassiker an. Er erkundigte sich bei Nino, ob die Play-backs in Ordnung seinen Nino bejahte. Auch das bemerkte mein Gegenüber nicht, das der Mann neben ihr auf die Frage antwortete.

Als die Veranstaltung offiziell begann war die Halle bis auf den letzten Platz voll. Halb Bretten schien auf den Beinen und es waren auch einige Nino de Angelo-Fans angereist. Zuerst traten unbekanntere italienische Künstler auf. Und dann kam Pippo Azzuro den ich schon in der Probe gesehen hatte. Er sang mehrere italienische Klassiker die jeder kennt. Ich ermutigte ein paar Fans die ich getroffen hatte mit mir vor die Bühne zu gehen und zu Pippos Musik zu tanzen, sie verstanden nicht gleich warum, aber vertrauten meinem Tipp.

Dann kam Nino dran. Er sang nur ein paar Titel kurz an, gab dem Tontechniker ein paar gezielte Hinweise. Er checkte den Sound auf der Bühne und im ganzen Saal und lief singend umher.

Er sang hochtrabende Texte wie “Dein Haar ist grau und meines nicht”. Soundcheck Version von “die Antwort ist” von dem “Album das Leben ist schön”. Aus diesem Album sollte er am Abend mehre Titel singen.

Wenn das Programm mal länger wird

Während Pippo sang, sang er plötzlich paarmal “Nino ist da”… und die Tanzfläche vor der Bühne füllte sich zusehends. Ich hatte also rechtzeitig den richtigen Riecher. Nino tanzte zwischen den Leuten mit seiner Cousine. Die beiden Fans neben mir fielen fast um.

Pippo hatte sein Lied beendet und begrüßte Nino nun offiziell, der ganze Saal jubelte! Ein Gänsehaut Moment. Nino war von der ersten Sekunde an der Held, obwohl er noch gar nichts gemacht hatte. Pippo quasselte irgendwas von “weist du noch als wir zusammen gesungen haben?” und meinte dann “ach was – hier hast Du ein Mikro”.

Nino testete mit dem Satz “wieso was singen, wir? ich hab gar nichts geprobt!” … Zu den ersten Tönen von “una fiesta sui prati” (oder so, sorry ich kann kein italienisch) kletterte er auf einen Tisch und die beiden schmetterten diesen Titel gemeinsam. Der Saal kochte!

Blitzlichtgewitter wenn Pippo und Nino auf dem Tisch singen

Danach ging Nino zu seinem geplanten Programm über, die Stimmung war von Anfang an fantastisch. Die Brettener feierten ihren Nino. Wir Fans waren überwältigt von der besonderen Stimmung. Normal kennen wir es das sich diese erst zum Ende des Auftritts steigert, aber hier waren die Leute schon von Anfang an am Jubeln und feiern.

Wenn man wie ich schon viele Auftritte von Nino erlebt hat, weis man wie der Ablauf so ist, und mir war klar das er sich nach “Jenseits von Eden” und “Samurai” langsam vom Publikum zu verabschieden beginnt. Je nach Stimmung kommen dann noch 2-3 Zugaben. Nicht so in Bretten. Nach der dritten Zugabe hatte er seine Jacke schon wieder anzogen und Pippo drängte ihn zurück auf die Bühne.

Mehr Zugaben als Programm

“aber ich habe nichts mehr dabei, das ich singen kann”, meinte Nino und Pippo meinte dazu “ich weis das Du das hier singen kannst” und es folgte einer der Klassiker, die er zuvor gesungen hat. Ninos Ausrede, ich kann den Text nicht mehr wurde damit entkräftet, dass ihm Zettel mit dem Text auf die Bühne gelegt wurden. Aber es war auch egal das er hin und wieder “lala” sangEs folgte noch ein und noch ein und noch eins…

Irgendwann kam auch noch das Adriano Celentano Double mit auf die Bühne, der zuvor aufgetreten war und die Drei sangen noch einen Celentano-Song gemeinsam. Es war sooo cool!

Das Schlussbild mit den drei Sängern mit rotem Halstuch/Handtuch hat mein mitgebrachtes Handtuch komplettiert. Was es damit auf sich hat erfährst Du unter “Woher kommt das Handtuch?”

Nino de Angelo 2015 mit dem roten Handtuch

Insgesamt dauerte der Auftritt fast doppelt so lange wie ursprünglich geplant. Die Reise hat sich also für mich wirklich gelohnt, auch wenn sie etwas abenteuerlich war.