Der Bahnhof Celle ist etwas besonderes, ein Lichtkunst Bahnhof. Doch was bedeutet das? Was haben Neonlichter, Kunst und Bahnhof miteinander zu tun?
Die deutsche Bahn, die Stadt Celle und die Kunst-Stiftung Celle haben sich für eine ungewöhnliche Co-operation zusammen getan und den ganzen Bahnhofs von 5 Künstlern umgestalten lassen. Vielleicht wollte man mit diesem Projekt mit dem nicht weit entfernten Hundertwasser-Bahnhof in Ülzen mithalten. Dieser hat ja gezeigt, das es durchaus möglich ist einen Bahnhof derart attraktiv und einzigartig zu gestalten, das Touristen alleine deswegen anreisen.
Da liegt es doch nur nahe einen Bahnhof in der Umgebung auch besonders zu gestalten. Allerdings ist dieses Projekt noch nicht sehr berühmt, zumindest hatte ich noch nie irgendwas über den Bahnhof Celle gehört oder gelesen. Auch hatten mir die paar Einwohner von Celle nie irgendwas davon erzählt. Aber wie so oft gilt eine Innovation in Richtung Kunst oft bei den Anwohnern erst mal nicht viel… Erst wenn Fremde kommen um “den neumodischen Kram” zu beachten, werden die Einwohner hellhörig.
Ich hatte also null Ahnung von irgendwas und stieg ganz normal in Celle aus. Der Bahnhof ist nicht sonderlich groß, 5-6 Gleise oder so. Was mir gleich auffiel war das er nicht dreckig und grau ist. Die Sitzbänke auf den Bahnsteigen sind knallbunt, auf jedem Bahnsteig eine andere Farbe. Das fällt schon mal positiv auf wenn nicht alles in diesem kalten schmucklosen grau gehalten ist.Die Treppen und Aufzüge sehen genauso aus wie an allen in den letzten Jahren modernisierten Bahnhöfen.
Doch kommt man unten in der Unterführung an wird man positiv überrascht. Wände und Decke sind hell gestaltet und die Beleuchtung ist angenehm hell. Wir kamen an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit an und in der Unterführung war es nicht zu dunkel.Durch die helle Gestaltung wirkt der Durchgang größer und weiter. Und vor allem sehr sauber. In Gedanken vergleiche ich das gerade mit einer der Unterführungen am Hauptbahnhof Freiburg… der Bahnhof ist eigentlich viel größer als der in Celle aber dort hoffe ich jedes mal das nicht gerade ein voller Zug mit mir umsteigt, weil ich die Gänge einfach als zu eng empfinde nur weil sie dunkel sind.

Lichtkunst statt Werbung
Doch was erst auf den zweiten Blick auffält sind die Leuchtkästen an den Wänden. Hier ist nicht wie woanders Werbung untergebracht sondern leuchtende bunte Stäbe in unterschiedlichen Formen. Meine erste Reaktion war “was ist das für eine Werbung” doch spätestens nach dem Dritten leuchtenden Kasten wurde mir klar das ist keine Reklame sondern eine Gestaltung die sich durch den ganzen Bahnhof zieht. Sehr angenehm mal nicht Marlboro, Versicherungen oder Handynetzte angepriesen zu bekommen, sondern einfach nur was hübsches zum ansehen. Das helle und nicht überladene Konzept wird in der Bahnhofshalle fort geführt. Auch hier fiel mir als erstes das angenehme gar nicht bahnhofs-like Licht auf. Was ich aufgrund des schönen Sonnenscheins nicht wahrnehmen konnte war die Außengestaltung des Bahnhofs. Die hab ich schlicht übersehen, weil wir dann auch weiter mussten.
Ein Bahnhof muss nicht ungemütlich und versifft sein.
Ein Bahnhof ist ein Ort dem man oft viel zu wenig Aufmerksamkeit schenkt, denn meistens will man schnell wieder weg. Aber dennoch bin ich der Meinung das Städteplaner und die Bahn sich mehr Gedanken darüber machen sollten wie ein “Empfangsterminal” einer Stadt gestaltet ist. Viel zu viele Bahnhöfe sind uneinladend und lieblos gestaltet. Nicht zuletzt durch diese Einheitsmöblierung der Bahn und schmucklosen Standartelemente, die beinahe zum Vandalismus einladen. Was hässlich und beliebig austauschbar aussieht wird sicher eher kaputt gemacht.
Wie kam es dazu das der Bahnhof Celle zum Lichtkunstbahnhof wurde?
Der Kunstsammler Robert Simon hat sich mit dem Umbau des Bahnhofs einen Traum von einer öffentlichen Ausstellung, die auch Menschen erreicht, die nicht in ein Museum gehen, erfüllt. Der Direktor des Kunstmuseums Celle hat durch eigene Anschaffung oder mit Hilfe von Sponsoren die Kunstobjekte erworben und damit eine Außenstelle des Museums gestaltet, an dem täglich fast 10 000 Reisende vorbei kommen.
Mir persönlich gefällt diese Idee, obwohl Leuchtröhren nicht gerade meine favorisierte Kunstform sind. Endlich mal ein besonderer Bahnhof der nicht aussieht wie alle anderen!
