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12. März 2022 so war diese Woche

Heute möchte ich einfach nur von dieser „normalen Arbeitswoche“ berichten. Anders als die zwei Jahre zuvor war diese Woche fast normal.

Im Jahr 2020 waren es die letzten paar Tage vor dem ersten Lockdown, es war die Zeit als sich immer weniger Kunden in die Innenstadt getraut haben, weil man glaubte sich dabei mit diesem gefährlichen Virus anzustecken. Doch bis zu dem Tag als wir wirklich die Arbeitsanweisung „gehen sie nach hause und bleiben sie dort“ erhalten haben, hatte ich zuvor niemals daran geglaubt das wir wirklich zu machen müssen.

Im Jahr 2021 durften wir in der zweiten Märzwoche nach dem Zweiten 80 Tage andauernden Lockdown endlich öffnen. Und ich war so froh endlich wieder arbeiten zu dürfen. Die ersten Wochen durften nur Kunden mit Termin den Laden betreten. Das bedeutete für uns Mitarbeiter das sehr wenig los war und wir für den einzelnen Kunden extrem viel Zeit hatten.

Diese Zeiten sind vorbei, es wird langsam, sehr langsam normaler. Wobei ich mittlerer Weile denke ,dass das Kaufverhalten nie wieder so wird wie es vor der ganzen Pandemie war. Dennoch haben wir wiederholt Kurzarbeit. Zwar diesen Monat nur noch 18%. Wir sind nach wie vor nur noch „notbesetzt“. Das heißt ich bin die meiste Zeit alleine auf dem Stockwerk. Ein Umstand an den ich mich eigentlich schon gewöhnt habe.

Kollegin in Urlaub

Diese Woche hatte meine Arbeitskollegin Urlaub, also war ich Einzelkämpfer. Alles was zu erledigen war musste ich machen, Alles was an Ware kam musste ich auspacken… denn die Kollegin aus dem Warenteam, die eigentlich ja mal für mein Stockwerk eingeplant war musste sich um Ostermarkt und Kalender im EG und Untergeschoss kümmern. Also ich hab sie paarmal gesehen, wenn sie gekommen oder gegangen ist. Mehr nicht.

Da meine Kollegin Urlaub hatte, war ich diese Woche sehr oft eingeteilt, ich hatte nur den Mittwoch frei. Und den habe ich obwohl schönes Wetter war hauptsächlich dazu genutzt mich zuhause auszuruhen und den Haushalt zu erledigen. Kein Spaziergang oder Ausflug!

Krankheitsvertretung?

In meinem Nebenjob war ich ursprünglich nur zweimal eingeteilt, einmal an meinem freien Mittwoch und am Donnerstag. Wirklich stressig wäre dann nur der Donnerstag gewesen weil ich da hätte beides machen müssen. Aber es kam anders!

Die Kollegin dort, die sonst die morgendliche Schicht macht wenn ich nicht da bin war krank. Sie hatte plötzlich Fieber und ihr Mann hatte erzählt sie habe Corona. Also wurde ich kurzfristig von der Chefin gebeten auch am Montag morgen zu übernehmen. War mir gar nicht recht war, weil ich ja wusste das die Woche anstrengend werden würde. Aber ich bin ja flexibel und hilfsbereit und habe zugesagt.

Also bin ich Montag um 3:45 aufgestanden um 4:45 schon dort zu sein (obwohl offizielle Arbeitszeit ab 5 Uhr). Ich strengte mich an alles sehr zeitig und ordentlich vorzubereiten, denn es war ja „Morgenstraich“. Der Höhepunkt der Basler Fasnacht der eigentlich schon morgens um 4 beginnt und früher sehr viele Besucher angezogen hat. Vor Corona gab es Sonderzüge zu diesem Spektakel. Über die Absage dieser Züge hab ich schon mal geschrieben. Wir mussten damit rechnen das recht viel los ist. Ganz so viel wie ich erwartet hatte war nicht, doch sehr viele Pendler nach Basel haben sich bei mir im Bäckerladen mit belegten Brötchen und co eingedeckt.

Aber nun der Punkt über den ich mich wirklich aufgeregt habe! Die kranke Kollegin, über die erzählt wird sie habe Corona kam zu mir zum Einkaufen. Ganz entsetzt fragte ich sie „was machst Du hier?“ und sie gab zur Antwort „ich bin geboostert ich muss nicht in Quarantäne“ Wiebitte?! Sie besaß tatsächlich die Frechheit und kommt einkaufen, genau dann wenn sie eigentlich arbeiten müsste. Okay wir sind Lebensmittelhandel, und es könnte ja sein sie braucht ganz dringend was zu essen… Nein sie hat sich ganz gemütlich ohne Eile oder schlechtes Gewissen 4 verschiedene süße Teile ausgesucht! Hallo gehts noch?!

Wenn ich krank geschrieben bin, dann traue ich mich nicht in die Nähe der Innenstadt um nicht versehentlich von Arbeitskollegen gesehen zu werden. Und mir würde es nie einfallen dann shoppen zu gehen. Selbst als ich mit dem gebrochenen Fuß mit zwei Krücken unterwegs war, war ich ungern bei uns im Laden unterwegs. Obwohl das mehrfach nötig war wegen Unfallbericht und Krankmeldungen. Und diese Person geht mit Grippesymptomen Süsskram kaufen! Sie wusste ja genau, wann ich zusätzlich da bin. Sie hätte ja so taktvoll sein können und dann kommen wenn ich nicht mehr da bin.

Schlechte Nachrichten

Nein ich schreibe jetzt nicht über Kriegsnachrichten! Eine gute Freundin liegt schon wieder im Krankenhaus. Das ist doppelt schade, denn wir hatten vor nächste Woche zusammen nach Aspach in der Nähe von Stuttgart zu fahren und dort ein Wochenende in einem Wellnesshotel zu verbringen und das ganze mit dem Konzert mit NIno de Angelo zu verbinden. All diese Planungen sind damit dahin.

Für das Konzertwochenende muss ich nun komplett anders planen. Wie es aussieht werde ich am Donnerstag mit dem Zug anreisen, nur zwei Nächte in dem Hotel bleiben und am Samstag mit meiner Schwester mit dem Auto zurück fahren. Aber so richtig fest ist das auch noch nicht. Wenigstens hat sie sich bereit erklärt mir die Eintrittskarte die ich schon seit Monaten für die Freundin gekauft habe, abzunehmen.

Krokusse im Grüttpark, Bilder aus 2020

Heute nochmal Einzelkämpfer

heute ist Samstag und natürlich muss ich arbeiten. Wie es aussieht werde ich wieder alleine sein. Die Kollegin von der Kofferabteilung war am Mittwoch da, als ich nicht da war. Das einzige echt entspannende ist, heute kommt keine Ware.

Gestern habe ich Vier große Wägen Stoffe ausgepackt. Neue schöne Sommerware, und auch viel Baumwolle und Leinen, sprich die Ballen waren richtig schön schwer. Damit habe ich gestern mal wieder einen ganz tollen Workout für meine Arme und Brustmuskulatur gemacht! Wobei ich dabei vorsichtig geworden bin, mehr als 2-3 Ballen trage ich nicht mehr rum, liebe laufe ich mehrmals. Ein Rückenproblem kann ich mir momentan einfach nicht leisten!

Gestern Abend kurz vor Feierabend hatte ich zwei Kunden die sich für einen Gardinenauftrag interessiert haben. Ich hab ihnen angeboten das sie mich anrufen können und wir den Auftrag per E-Mail machen können. Früher wäre sowas undenkbar gewesen! Die Zeiten ändern sich.

ich habe ein altes Bild ausgesucht

Bilder von 2020

Für den heutigen Beitrag habe ich alte Bilder vom März 2020 ausgesucht. Weil ich aus zeit gründen keine aktuellen von dieser Woche habe. Nächste Woche wird das wieder anders, dann habe ich wieder viel frei.

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Kurzarbeit und die Folgen für mich und mein Umfeld

Heute möchte ich mich einfach mal über ein Thema auskotzen das eigentlich nichts mit meinem Blog-Thema zu tun hat aber für viele von uns momentan allgegenwärtig ist. Kurzarbeit betrifft momentan im Landkreis Lörrach über 45 000 Menschen.

Nach dem Shut-Down im März/April, als ich und meine Kollegen auf Kurzarbeit 0 waren, ging es dann ab Mai fast wieder in die normalen Arbeitszeiten. Mehr dazu unter „Der Laden ist zu“ und „was ich so mache“. Viele andere Firmen konnten jedoch erst viel später und nur eingeschränkt arbeiten. Die meisten begannen danach gleich mit Kurzarbeit.

Mich persönlich betrifft die Kurzarbeit erst seit 1.8…. dann wenn andere Brachen langsam wieder anfangen normal zu arbeiten fahren wir herunter. Wir in der Filiale in Lörrach haben dabei echt noch Glück, denn wir müssen nur 15% weniger arbeiten. In anderen Städten müssen die Kollegen teilweise 20 der 30% herunterfahren. Und das mitten in der Urlaubszeit!

Klar für einen Warenhauskonzert sind die Sommermonate normalerweise die ruhigsten und umsatzschwächsten. Aber dieses Jahr ist irgendwie nichts mehr normal… Dieses Jahr zieht sich die Flaute schon seit März dahin…

Meine Kollegen und ich kämpfen momentan täglich um jeden Euro Umsatz und erreichen nur selten die Zahlen anderer Jahre. Und deshalb jetzt die Kurzarbeit um den Verlust etwas aufzufangen…

Kürzer arbeiten aber gleich viel Leistung bringen?

Aber ich finde das ist genau das falsche Signal an unsere Kunden. An die Kunden die trotz allem in den Laden gehen und nicht online kaufen. Die Leute kommen zu uns weil sie in einem Ladengeschäft Beratung und menschliche Ansprache bekommen. Denn gerade letztere ist seit der Corona-Isolation immer wichtiger geworden. Und wir Verkäufer sind weniger, weil wir Kurzarbeit machen müssen…

In meinem Fall bedeutet das: Ich arbeite täglich nicht 8 der 8,5 Stunden sondern nur 7. Das klingt als sei das eine Erleichterung und bedeutet mehr Freizeit… Außerdem dürfen wir keine Überstunden machen, müssen also exakt pünktlich gehen, dürfen nicht kürzer Pause machen oder länger bleiben. Alles muss innerhalb unserer Arbeitszeit fertig werden.

Aber die Realität sieht anders aus ! Meine Arbeitskollegen arbeiten ja auch alle weniger… Außerdem haben wir eine Kollegin die schwanger ist und wurde komplett frei gestellt. (weil die Firmenleitung Angst hat was passieren würde wenn Kunden sie mit Corona anstecken). Also bin ich dann wenn ich arbeite alleine eingeteilt.

Alleine auf dem Stockwerk… das waren wir früher auch hin und wieder, morgens vor 11 Uhr oder abends nach 18 Uhr… oder wenn die Kollegin gerade zur Pause, in einer Schulung oder sonst wo ist. Das waren aber immer nur kurze Zeitabschnitte und komplizierte oder aufwändigere Dinge konnte man dann auf später verschieben.

Das geht seit 1. August nicht mehr. Ich bin einfach entweder nicht da, oder allein. Sprich ich muss jede Minute meiner Arbeitszeit so etwa 110% meiner Leistung bringen.

Nicht das ich ein Problem damit habe meine Arbeit schnell und effektiv zu erledigen. Auch das mehrere Dinge gleichzeitig und möglichst schnell zu erledigen gelingt mir oft (aber nicht immer!)

Aber nun achtet bei dieser Rechnung doch mal darauf das ich doch eigentlich mit Menschen arbeite! Mit Menschen die zu mir in den Laden kommen weil sie eben nicht online bestellen wollen. Die Fragen stellen wollen, die beraten werden wollen! Die in ein Warenhaus gehen um auch mal von ungeplanten Dingen begeistert und verführt werden wollen.

Die Kunden die zu uns kommen sind unter Umständen die letzten Wochen viel alleine gewesen und möchten reden, sie sind vielleicht einsam, verunsichter oder ängstlich. Gerade ältere Kundinnen erschrecken sehr wenn ich sie bitten muss etwas mehr Abstand zu halten oder ihnen sagen muss das irgendwas nicht lieferbar oder möglich ist „wegen Corona“

Wenn ich permanent schnell schnell machen muss, und ständig im Hinterkopf den Druck habe: „was ich nicht in den 7 Stunden Arbeitszeit erledigt kriege macht keiner“, glaubt ihr da kann ich wirklich geduldig, freundlich und entspannt auf alle Fragen und Einwände der Kunden eingehen ???

Hinzu kommt noch ein weiterer Stressmoment: Nach wie vor muss ich leider sehr oft den Kunden erklären das eine gewünschte Ware nicht da ist. Baumwollstoffe und Gummiband werden immer noch viel mehr als sonst gekauft und sind deshalb sehr oft ausverkauft. Es ist zwar nicht mehr so das nix nach kommt, aber das was kommt reicht einfach nicht für die erhöhte Nachfrage. Und die Frage „wann bekommen Sie das wieder?“ kann ich seit diesem Frühjahr nicht mehr beantworten!! Denn ganz vieles funktioniert nicht mehr normal. Ganz mühsam sind dann die Fragen „Wieso?“… ääähm

Folglich brauche ich mehr Zeit und Energie (und viele Worte) um den Leuten das zu erklären.

Nebenbemerkung:

Logischerweise arbeite ich mit Mund-Nasen-Bedeckung… damit muss ich lauter und deutlicher sprechen als ohne, und ich rede im laufe der 7 Stunden alleine mehr als wenn ich sonst 8,5 Stunden zu zweit wäre… kann sich da jemand vorstellen das das auch anstrengender ist als normal?

Gott sei Dank haben wir nun erfahren das unsere Kurzarbeit zum 1.10. endet und wir dann endlich wieder normal arbeiten dürfen.