Heute habe ich nochmal einen ganz normalen Samstag denn ich zähle noch bis Ende des Monats als “Schüler”. Die letzten Tage meiner Ausbildung zum “Zugbegleiter im Fernverkehr” als Quereinsteiger bestehen vor allem aus Praxis. Das heißt ich bin jetzt kommende Woche viel unterwegs.
Ob ich nächste Woche wie gewohnt einen Samstagsplausch schreiben kann weis ich noch nicht. Ich muss erst mal beobachten wie ich mit dem neuen Arbeitsrhythmus klar komme.
Duzt Du?
Heute möchte ich die Frage die Andrea aufgreifen. In ihrem Samstagsplausch 33-23 stellt sie die Frage ob man zu fremden Menschen Du oder Sie sagt.
Bei mir wandelt sich das gerade sehr massiv. Seit 1.7. bin ich bei der deutschen Bahn und da ist es normal das sich alle Mitarbeiter auch wenn sie sich vorher nicht kennen per Du ansprechen. Du und Vornahme ist hier der offizielle Usus. Es gibt die ungeschriebene Regel Kollegen über 50 erst mal zu siezen bis sie das Du anbieten.
Aber bei weiblichen Kollegen, da möchte man ja eigentlich nicht nach dem Alter fragen… So kam es das mein direkter Vorgesetzter ganz am Anfang unserer Einweisung etwas ins Schlingern kam:
Meine Umschülergruppe ist nicht sehr groß und ich bin mit Abstand die älteste. Alle anderen “Neuen” sind zweifellos als unter 50 erkennbar. Und ich bin mir sicher die meisten schätzten mich auf jünger als ich bin. Am ersten Tag hatten wir eine Vorstellungssunde bei der sich unsere zukünftigen Führungskräfte vorstellen und das lief in etwa so: (Namen frei erfunden)
“Ich bin der Erwin und gebe das Wort weiter an Dich, Anton”
Das die Personen sich gegenseitig Duzen hat mich gar nicht irritiert, nur das ich zuerst mal nicht wusste wer Herr Meier und Herr Müller sind… aber jetzt wo man die Namen der Personen immer wieder liest gewöhnt man sich daran Anton Müller zu lesen und nur Anton zu sagen.
Bist Du jung oder sind Sie schon alt?
Als dann die Vorstellungsrunde zu mir kam war mein zukünftiger Chef etwas in der Zwickmühle, er kannte ja meine Bewerbungsunterlagen, und damit mein Geburtsdatum und wollte nicht unhöflich sein, aber er wollte mich vor der Runde auch nicht als “die Alte” darstellen. Deshalb druckste er etwas herum und bildete Sätze in denen beides vor kam Du und Sie… und er fragte mich höflich ob ein Du für mich in Ordnung wäre.
Natürlich sagte ich ja, denn ich wollte nicht im ganzen Raum die einzige sein die gesiezt wird. Denn das finde ich eigenartig, wenn die Chefs geduzt werden aber eine von den “Azubis” nicht.
Wie machst Du das mit Kunden?
Im Alltag mit den Kunden im Zug benutze ich das Du oder Sie sehr unterschiedlich. Je nach Situation wechsele ich da auch mal hin und her. Senioren die ich nicht kenne Sieze ich grundsätzlich. Wenn ich nicht ganz abschätzen kann wie alt eine Person auch eher Sie… Es sei denn ich will die Person gezielt “mit ins Boot holen”… wenn ich beispielsweise einen jüngeren Mann bitten möchte das er beim einsteigen in den Zug bei einem Kinderwagen kurz helfen soll… dann sage ich “könntest Du bitte kurz helfen?” denn dann ist es ja wichtig das die Person sich sofort direkt angesprochen fühlt.
Bei der Fahrkartenkontrolle umschiffe ich Du oder sie oft mit Sätzen wie “kann ich auch den Ausweis sehen?” oder “Die Bahncard dazu noch”. Nur selten sage ich “Hätten Sie mir bitte noch den Ausweis dazu”.
Wie machen die Kunden das?
Während der Arbeit trage ich eine Art Uniform. Die Kleidung heißt korrekt Unternehmensbekleidung und dient vor allem dazu das die Kunden uns klar erkennen. Und ich stelle fest, sobald ich die Sachen trage siezen mich die Leute eher. Aber es kommt auch vor “Kannst Du mir sagen ob das der richtige Zug ist?”.
Dabei fällt mir auf das Personen aus dem Ausland die gebrochen oder mit Akzent sprechen eher das Du verwenden. Ich denke das hat dann nix mit Unhöflichkeit zu tun sondern nur weil es einfacher ist. Und sich sicher dem Umstand geschuldet das es in vielen anderen Sprachen gar kein Sie gibt. Und diese verwirrende Gramatik “du hast” und “sie haben”… effektiv kommt dann oft “du haben” bei raus.
Ganz witzig war aber die Tage eine Situation als eine junge Frau auf mich zu kam “Darf ich sie was fragen?” Wir standen dicht gedrängt im Türbereich des Zuges und direkt neben mir standen Bundespolizisten in voller Uniform mit Schussichereren Westen. Als ich ihre Frage beantwortet hatte wollte sie an dem Polizist vorbei drängen und fragte ihn “Willst Du jetzt meinen Ausweis?”… schon bissel komisch, aber ich denke die Frau war in dem Moment einfach nur irritiert.

Dieses Selfie stammt noch von letzte Woche als wir zu Schulungszwecken im Abstellgleis in Karlsruhe unterwegs waren, dabei ist eine Warnweste Pflicht.
Diese Woche gab es zwei neue Blogbeiträge:
Dieser Beitrag wird bei Karminrot im Samstagsplausch verlinkt. Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog