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Tag 48 ( Dienstag 2.2.)

Und wieder ein herzliches Willkommen in meinem Lockdown-Tagebuch. Hier berichte ich jeden Tag was ich so erlebe und wie ich diese ungewöhnliche Zeit des Lockdowns nutze.

Heute war alles andere als langweilig. Kein Alleine sein, kein Nähen und kein Wald…

Hilfswerk für Rumänien

Ein befreundetes Ehepaar hat mich heute abgeholt um mir das Lager des Hilfswerks für das sie seit Jahren tätig sind zu zeigen. Selbstverständlich war dies mit den Verantwortlichen abgesprochen. Fotos habe ich allerdings keine gemacht.

Besichtigt habe ich ein Zwischenlager, in dem Sachspenden aller Art gesammelt, sortiert und für den Versand nach Rumänien verpackt werden.

Ich war beeindruckt von der Größe des Möbellagers, hier werden Betten, Kleiderschänke, ganze Wohnwände und sogar Waschbecken gelagert und sie warten auf den nächsten LKW der beladen werden kann. Diese großen Teile müssen zwischengelagert werden weil die Lastwägen mit Vorsicht beladen werden müssen. Es geht nicht das in einem LKW lauter Betten sind und im nächsten nur lauter Stühle.

Um einen 40 Tonner der nach Rumänien fährt fachgerecht zu beladen muss jedes Teil gewogen werden und das Gewicht sollte möglichst gleichmäßig verteilt werden.

Die Hilfsorganisation (die ich im Moment noch nicht namentlich nennen darf) hat Kontakte zu mehren Organisationen in Rumänien, die die Hilfsgüter je nach Bedarf verteilen. Diese melden auch was gerade besonders gebraucht wird und dem entsprechend wird gepackt.

In dem Lager hier wird alles eingelagert was gespendet wird. Das sind auch mal außergewöhnliche Gegenstände wie Pflegebetten, Rollstühle und Rollatoren. Mein Bekannter erzählte mir das es auch mal eine Spende gab von mehren “Nachtstühlen” und ich musste fragen was das denn sei… Das sind diese Stühle mit dem Nachttopf unten drin. Also Pflegebedarf für Personen die nicht mehr bis zur Toilette gehen können. Auch diese konnte diese Organisation nach Rumänien vermitteln.

Nicht alles was dort ankommt kann verschickt werden

Nach einem Rundgang durch das ganze Gebäude in dem auch Matratzen, Kinderbetten und Fahrräder gelagert werden hat man mir auch den Raum mit dem Ausschuss gezeigt. Möbel die auseinander fallen, unvollständige Möbelteile, kaputtes Geschirr und defektes Spielzeug. Wer möchte einem armen Kind denn eine Puppe ohne Beine schenken?

Die Hauptaufgabe der ehrenamtlichen Helfer ist sortieren und kontrollieren. Weitergegeben werden nur Gegenstände mit denen auch noch jemand etwas anfangen kann. Wem nutzt eine Digitalkamera ohne Akku und Speicherkarte etwas? Was soll ein Kind mit einer Carrerabahn ohne Netzteil oder Controller?

Hier durfte ich aktiv mithelfen

In dem einzigen beheizten Raum werden die Kleidungsstücke und Spielsachen kontrolliert und sortiert. Hier durfte ich mithelfen. Meine Aufgabe bestand darin die in Kisten und Tüten angelieferten Spenden auszupacken und jedes Kleidungsstück auf seine Brauchbarkeit zu kontrollieren.

Meine erste Tüte beinhaltete Jeanshosen, diese hab ich alle mal auseinander genommen und den Reißverschluss probiert. Was nutzt einem notleidenden Menschen der nix hat eine neue Hose wenn er sie nicht zu machen kann? Man sollte immer daran denken das die Menschen die diese Sachen bekommen nicht mal eben einen Laden zum Reißverschluss kaufen um die Ecke haben. Oft sind die so arm, das sie nicht mal eine alte Hose haben aus der sie den Verschluss raus nehmen könnten, geschweige denn die Handfertigkeit dafür besitzen.

In einer anderen Tüte waren Herrenanzüge, hier mussten wir zu weit suchen um jeweils Jacke und Hose zusammen zu finden. Genauso bei Schlafanzügen und ähnlichem. So hatte ich in einer Schachtel ein Innenfutter für eine Jacke… aber die Jacke war nirgends.

Spaß gemacht hat es dann eher bei den Kindersachen. Da gibts ja wirklich super süße Teile, aber auch hier mussten Verschlüsse und Vollständigkeit kontrolliert werden. Kinderkleidung nach Kleinkind und größeres Kind zu unterscheiden fiel mir nicht immer leicht, wenn keine Größe drin steht.

Ganz speziell war es auch für mich eine riesige Tüte voller Kuscheltierchen kontrollieren zu müssen. Nach welchen Gesichtspunkten müssen diese gecheckt werden? Plüschtiere sollten sauber und gewaschen sein. Und sie sollten nicht totgeliebt sein. Ein Tier ohne Augen oder mit abgerissenen Ohren ist auch für ein Kind in Not nicht geeignet. Genauso ein Erbstück das schon 3 Generationen bespielt haben. Um die Tiere zu checken musste ich also auch mal dran riechen. Dieser Beutel voll roch frisch nach Weichspüler und so dürfen sich die Tierchen auf eine Reise nach Rumänien freuen.

Alles sehr Arbeitsintensiv

Jede Kiste muss beschriftet werden, was sich darin befindet (Frauen, Männer,Kinderkleidung, Kleinkinder, Spielsachen, Bettwäsche, Stoffe) und gewogen werden. Das Gewicht wird auf dem Karton angebracht und beim Verladen auf den LKW muss genau erfasst werden wie viel KG von was verladen wurde.

Tüten mit Kuscheltieren oder Bettzeug sind sehr beliebt um sie zwischen Stuhlbeinen zu platzieren, denn auf dem LKW zählt jeder Zentimeter.

Ein 40 Tonnen Trailer wird abgeholt

Ein weiteres Highlight des Tages war die Abholung des vollen Trailiers. Ein Fahrer aus Rumänien kam mit einem LKW und brachte einen neuen leeren Anhänger und nahm den gefüllten mit.

Da wir gerade nichts dringendes zu tun hatten konnten wir mal zuschauen wie so etwas genau von statten geht. Der Riesige Laster (ähnlich wie der auf dem Bild) hatte schon alleine Mühe auf den Innenhof einzubiegen. Doch der Fahrer war seht geschickt. Er musste den leeren Anhänger erst auf der anderen Seite abstellen, die Stützen heraus kurbeln, die Räder sichern, alle Kabel abhängen und dann die Zugmaschine langsam heraus fahren… alleine dieser Vorgang ging schon beinahe 20 Minuten.

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Photo by Ahmet Polat on Pexels.com

Dann musste er zu dem leeren Anhänger fahren, seine Zugmaschine exakt platzieren (ich war beeindruckt von der Präzision). Kabel anhängen, Sicherungen entfernen, Bremsen lösen und dann noch mal mit der Zugmaschine zurück und vor bis es einrastet und dann erst die Stützen wieder hoch drehen (sieht aus wie Schwerstarbeit, es darf aber aus Versicherungsgründen keiner helfen)… das ganze nur um den beladenen Trailer auf dem Weg abzustellen! Weil der leere ja noch an den Ort wo der volle stand gebracht werden musste.

Das Abstellen auf dem abschüssigen Zufahrtsweg schien gar nicht so einfach zu sein. Der Fahrer musste mehrfach korrigieren, denn manche Sicherungen lassen sich nicht lösen wenn der schwere Anhänger zu schräg steht.

Das Ganze dauerte nochmal über 30 Minuten und bis der Fahrer, der nur ein paar Happen Englisch sprach sich verabschiedete war mehr als eine Stunde Zeit vergangen. Er zeigte mehr mit Gesten als mit Worten das er sich jetzt auf den Heimweg freut… dieser aber 3 Tage dauern würde.

Der Mann war also 3 Tage von Rumänien hier her gefahren, um irgendwo in Deutschland seine Ladung abladen zu lassen, dann zu uns um den leeren Hänger zu bringen und nun wieder 3 Tage nach Rumänien zu fahren.

Wie viel so ein Transport kostet konnte und wollte mir keiner verraten. Aber ich kann die Sorge darum das sich die Fuhre auch wirklich lohnen muss gut verstehen. Der Unterhalt des Lagers, der Transpor und die Verteilung vor Ort werden nur durch Spenden ermöglicht.

Deshalb mein Appel an Dich, wenn Du Möbel, Spielzeug oder Kleidung für so einen Zweck spenden möchtest, dann sollten diese Dinge in einem Zustand sein in dem Du es ohne Dich zu schämen an Freunde und Bekannte weitergeben würdest.

Vielen herzlichen Dank das Du Dir auch diesen Eintrage in meinem Lockdown Tagebuch durchgelesen hast. Morgen wird es wieder “Normaler”.