Hier nun mein Erfahrungsbericht aus dem Miniatur Wunderland in Hamburg. Ich habe diese Ausstellung letzten März mit einer Rollstuhl Fahrerin besucht und kann somit beurteilen ob dieses Ausflugsziel wirklich barrierefrei ist.
Das Miniatur Wunderland ist die weltweit größte Modeleisenbahn. Und jedes Mal wenn ich erzählt habe das ich in Hamburg war musste ich mich fast rechtfertigen warum ich sie nicht besichtigt habe.
Ich verzichte in diesem Blogpost auf viele Fotos, denn es gibt massenhaft davon im Netz und ich finde ein Foto wird der Komplexität und Faszination der Ausstellung nicht gerecht.
Meine Ausrede war stets “das kann man auch machen wenn schlechtes Wetter ist”. Denn ich bin nicht wirklich Modelleisenbahn Fan. Doch ich hatte schon so vieles über diese gant besondere Anlage gehört, jetzt war ich doch neugierig geworden.
Bei diesem Besuch in Hamburg herrscht nun wirklich echtes “Schietwetter”, was ja eigentlich Typisch für Hamburg ist. Bisher hatte ich immer Glück und meistens schönes Wetter wenn ich hier zu besuch war.
Die technischen Daten der Anlage könnt ihr zahlreich im Internet finden. Und sicherlich auch hunderte sehr guter Fotos, denn das Miniatur Wunderland ist ein begehtes Ziel für ambitionierte Hobbyfotografen.
Ich möchte nun meinen persönlichen Eindruck beschreiben. Das Miniatur Wunderland befindet sich in der historischen Speicherstadt direkt neben dem “Hamurg Dungeons” einer Art Geisterbahn die mich nun gar nicht reizt. Beides nicht sehr weit weg vom Hauptbahnhof. Zu Fuss machbar, aber die Strecke ist nix für einen Rollstuhl, denn die historische Speicherstadt hat überall Kopfsteinpflaster, was für Rollifahrer sehr unangenehm ist.
Die Speicherstadt an sich ist schon sehr sehenswert und bietet unzählige tolle Fotomotive. Dafür solltet ihr Euch auch etwas Zeit nehmen. Wenn ich nen Rat geben kann: macht blos nicht den Fehler und plant Hafenrundfahrt, Speicherstadt, Hamburg Dungeons und Miniatur Wunderland unmittelbar hintereinander! Es liegt zwar alles recht nah zusammen, aber das wird einfach zuviel!!
Für das Miniatur Wunderland braucht man aller mindestens 2-3 Stunden. Wenn man Modelleisenbahn Enthusiast ist braucht man noch viel länger.
Der Eintritt ist nicht gerade billig und dann wäre es schade wenn man nur schnell durch hetzt. Die besten Sachen sieht man erst wenn man sich mal Zeit nimmt die Details zu betrachten. Details gibt es schier unendlich viele zu entdecken. Und von einer Person die schon über 10 mal in der Ausstellung war habe ich gehört, das die Anlage nicht nur permanent erweitert wird, sondern auch immer wieder kleine Details verändern werden.
Oft werden auch kleine Gimmicks eingebaut, die eigentlich keinen Sinn machen. So zwerrt ein Nilpferd auf einer Dachterasse an der Wäscheleine. Mitten auf der Autobahnbrücke fährt ein Kind Dreirad. In Mitten einer dramatischen Bergauffahrt eines Radrennens hopst ein Känguru und hinter einer Stauseemauer ist ein versunkenes Dorf in dem kleine lachende Geister wohnen und ein Fotograf macht Bilder von einem Brokkoli (?!).
Mich würde mal interessieren ob jemand von Euch diese Szenen schon entdeckt hat.
Meine persönlichen Erwartungen wurden weit übertroffen. Ich bin gar nicht so Eisenbahn interessiert, und as da überall und kreuz und quer Züge und Autos fahren war fast Nebensache für mich. Ich war komplett fasziniert von den vielen liebevollen Kleinigkeiten.Wäscheleinen mit Wäsche, liebevoll angelegte Gärten mit samt Gärtner und selbst umgefallene Mülltonnen oder pinkelnde Hunde.Es gibt, Hochzeiten, Beerdigungen, Demonstrationen, Rockkonzerte, Volksfeste, Saufgelage, Freizeitparks, Ritterspiele….
Einmal entdeckte ich einen Schlosspark mit Heckenlabyrint und ich wollte eigentlich nachsehen ob da drin vielleicht Personen sind, und stieg auf einen der zahlreichen Tritte… da entdecke ich im Hintergrund Flammen am Fenster des Schlosses… Völlig verdattert sahen wir zu wie gleich 4 Feuerwehr Fahrzeuge vor fuhren. Wenn man sich auf die kleinen Details einlässt entdeckt man immer mehr!
An anderer Stelle brennt ein Dachstuhl und die Feuerwehr ist im vollen Einsatz, selbst der Wasserstrahl aus Löschschlauch ist dargestellt.
Der Flughafen
Besonders faszinierend fand ich den Flughafen, dort ist überall so viel Bewegung das man fast nicht weiß wohin gucken… allein auf dem Flugfeld rollen wohl koordiniert zahlreiche Flugzeuge, Versorgungsfahrzeuge, Schlepper, Busse… da könnte man stundenlang zusehen denn immer tut sich etwas!
Sicher bemerkt da kaum jemand die Sprayer auf dem Flughafen Dach.
Kaum zu übersehen oder überhören (original Geräusche) sind die Starts und Landungen der Flugzeuge auf der Start und Landebahn. Hier drängen sich auch oft die meisten Zuschauer. Und hin und wieder überrascht dann auch mal ein fremdartiges Flugobjekt. Was von den Besuchern auch mal mit Applaus kommentiert wird.
Obwohl ich absolut kein Miniatureisenbahn Fan bin, konnte ich mich stellenweise fast nicht losreißen. Letztlich haben wir die Ausstellung verlassen weil wir müde waren, nicht weil wir den Eindruck hatten alles gesehen zu haben.
Für Kinder gibt es an vielen Orten stufen zum hochklettern, damit sie was sehen können… aber ganz ehrlich ich würde das ganze nicht für Kinder unter 8 oder 10 Jahre empfehlen. Die kleineren verlieren viel zu schnell die Geduld.
Es gab auch viele Familien mit Kinderwagen. Zwar gibt es Aufzug und überall Rampen aber den Wagen mit rein zu nehmen würde ich echt abraten. Ein Kind im Buggy kann gar nix sehen! Wenn es schon sein muss, dann sollte das Kind auf den Arm.
Die gesamte Ausstellung ist Rollstuhltauglich, allerdings gibt es nicht wenige enge Stellen wo ein Rolli nicht durch passt. Man muss auch damit rechnen das due Leute nicht unaufgefordert Platz machen, denn wenn man die Exponate aufmerksam betrachtet nimmt man einen Rollstuhl neben oder hinter sich nicht wahr.
Die Kleinkinder die ich gesehen habe waren eher quengelig und weinerlich. Meiner Meinung nach können sie die Ausstellung nicht wirklich geniessen. Oft sehen sie nicht gut, und die Menge der Details ist für die kleinen einfach zuviel.
Mein Fazit:
ein Erlebnis, nicht nur für Eisenbahnfans. Eher für Erwachsene als für Kinder. Unbedingt genügend Zeit einplanen.
Mein Tipp: wochentags wenn keine Schulferien sind ist am wenigsten los.
Keine großen Taschen oder Rucksäcke mitnehnen, am besten kleine Handtasche am Körper (Taschendiebgefahr, da oft Gedänge und man sehr abgekenkt ist)