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Ich lerne “Fahrzeugkunde”

Zum letzten Teil meiner Ausbildung zum Zugbegleiter im Fernverkehr gehört auch ganz viel Fahrzeugkunde. Als Quereinsteiger müssen wir die Lerninhalte über die Fahrzeuge mit denen wir später unterwegs sind binnen kurzer Zeit erlernen.

Das Wort Fahrzeugkunde klingt trocken und theoretisch. Und nach sehr viel neue “Vokabeln”. So muss ich zum Beispiel wissen was ein Drehgestell ist und wie es grob aufgebaut ist. Allerdings muss ich als Zugbegleiter die einzelnen Bauteile nicht ganz genau kennen. Ich sollte jedoch Unregelmäßigkeiten erkennen und melden können.

Also wissen wie es aussehen und klingen muss, denn manche Störungen hört oder fühlt man eher. Wir müssen also immer mit allen Sinnen aufmerksam sein.

Wenn Du also mal einen Zugbegleiter einfach nur durch den Wagon laufen siehst und den Eindruck hast er habe gerade keine spezielle Aufgabe… als Laie ahnst Du nicht auf was er dabei alles achten muss. Selbstverständlich sind wir in erster Linie für die Fahrgäste da. Aber es gibt enorm viel drum herum das für die Sicherheit der Fahrgäste regelmäßig kontrolliert werden muss.

Üben auf dem ICE 4

Gestern hatten wir die Möglichkeit auf einem abgestellten ICE zu “üben”. Um genauer zu sein es waren zwei verschiedene. Denn der erste Zug auf dem unsere Einweisung geplant war musste kurzfristig als Ersatzzug eingesetzt werden. Die “geparkten” Züge dienen stets als Reserve für irgendwelche Ausfälle und so kam es das wir den Unterricht im Fahrzeug abbrechen mussten und spontan die Mittagspause vor ziehen konnten.

Wieder erwarten waren wir dann also wieder viel früher im Schulungsraum zurück als geplant. Der Trainer kennt solche Situationen bereits und hat uns ein kleineres Thema dazwischen geschoben bis er wusste wann wo welcher Zug abgestellt wird.

Im zweiten Zug hatten wir dann richtig viel Zeit und die Anweisung “Guckt Euch alles aktiv an und macht alles auf was Euch interessiert”. Wir durften also auch mal hinter alle möglichen Verkleidungen blicken. Und wissen wo man was auf kriegt falls es notwendig ist.

Kleine Störungen beseitigen

Wir lernten wie wir kleinere Störungen selber beseitigen können. Dabei gab es besonderes Augenmerk auf die Toiletten. Im Schaltschrank gibt es ein paar Schalter die wir betätigen dürfen um das Klo wieder benutzbar zu machen… aber es gibt da auch den Schalter “Rückspühlen” den wir besser nicht betätigen sollten! Diese Information hat bei einigen von uns etwas Kopfkino ausgelöst. Aber unser Trainer versicherte uns das dieser Mythos einer Ganzkörperdusche mit Toiletteninhalt doch eher eine Sage ist und diese Taste nur funktioniert wenn von oben Abgesaugt wird.

Die Toiletten sind kein so beliebtes Thema und dafür wurde auch gar nicht so viel Zeit verwendet. Die längste Zeit ging es um die Türen, und die möglichen Störungen die auftreten können.

Das die Türen bei einem Hochgeschwindigkeitszug korrekt verschlossen sind ist ganz enorm wichtig. Beim ICE 4 ist es sogar so das das Fahrzeug überhaupt nicht fahren kann wenn die Türen nicht zu sind. Trotzdem mussten wir lernen was zu tun ist wenn eine Türe nicht automatisch auf oder zu geht. Wir übten das entriegeln und von Hand öffnen von innen und außen. Außerdem lernten wir wo diese Störungen und Eingriffe überall angezeigt werden.

Oh ja… die Piktogramme auf den Displays im Dienstabteil, lesen, verstehen, wissen wo man was beheben versuchen muss, quittieren und ggf den Fehler weiter melden. Ziemlich komplex, aber ich denke mit der Routine weis man schneller wann was zu tun ist.

Brandschutz und Co.

Hier seht ihr mich bei der Übung Feuerlöscher entnehmen und wieder einhängen… Selbstverständlich haben wir auch gelernt wie diese gesichert und gekennzeichnet sein müssen.

Am Montag hatten wir den Umgang mit den Feuerlöschern geübt. Allerdings nicht mit echtem Feuer, wir mussten einen Luftballon damit abschießen, also genau zielen und genau die Entfernung abschätzen. Das hat Spaß gemacht und vor allem nimmt es die Hemmschwelle so ein Gerät im Bedarfsfall einzusetzen. Dennoch hoffen wir das wir die Feuerlöscher immer nur kontrollieren und hoffentlich nie brauchen.

Selbstverständlich haben wir auch gelernt in welchen Bereichen wir diese ohne Gefahr einsetzen können!

Safety First!

Wir haben gelernt unter welchen Bedingungen dieser Zug nicht mehr fahren darf. Boah das ist viel. Es gibt enorm viele Details die vor der Fahrt geprüft und gecheckt werden müssen, auch das ist zum Teil unsere Aufgabe. Dabei gibt es ganz klare Richtlinien wer wann was kontrolliert. Und das müssen wir wissen, zusätzlich müssen wir immer wissen wo wir es notfalls nachschauen können!

Zugbegleiter ist weit mehr als nur Fahrkarten kontrollieren.

Der Übungstag auf dem abgestellten Zug war sehr lehrreich, so konnten wir jeder mal den Fahrzeug gebundenen Rollstuhllift bedienen. Wobei dieser nach Möglichkeit nicht benutzt wird weil der Einsatz mehr Zeit benötigt als wir planmäßigen Halt am Bahnhof haben. Das heißt jeder Einsatz dieses Lifts produziert automatisch eine Verspätung. Keine angenehme Vorstellung wenn man bei der Bedienung konzentriert und umsichtig vorgehen sollte. Also diesen Lift brauchen wir wenn am Bahnsteig wieder Erwarten kein Mitarbeiter mit einem externen Lift da ist. Dieses komplizierte Ding ist also nur eine “Rückfallebene” die wir nur für den Notfall beherrschen müssen.

Wichtig wird er dann wenn wir den Zug an einem Bahnsteig unvorhergesehen Räumen müssen. Auch eine Situation die wir lieber nicht erleben wollen. Die aber durchaus vorkommen kann (wenn etwas wichtiges am Zug defekt ist).

Verschiedene Zug-Modelle

In Deutschland sind viele unterschiedliche Zugmodelle unterwegs und jeder von uns darf nur auf Zügen einsetzt werden auf dem wir auch ausgebildet wurden. Also kommen in den nächsten Tagen weitere Modellreihen dazu. Ich weis zwar noch nicht was heute kommt, aber ich weis das ich wegen der späteres Verfügbarkeit erst um 11 Uhr zu Schulung kommen muss und diese bis 19 Uhr dauern kann. Ich bin gespannt wann und wo ich welchen Zug heute kennenlerne. Es kann durchaus sein das der Zug nicht “geparkt” ist und wir uns unterwegs mit der Materie vertraut machen müssen…

Aber wie heißt dieser Blog nochmal? Unterwegs ist das Ziel

In diesem Sinne freue ich mich heute auf einen spannenden Arbeitstag!

Samstagsplausch am 5. August

Hui schon wieder eine Woche rum. Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir lernen momentan jeden Tag sooo viel das ich schon beinahe die Wochentage verwechsle.

Diese Woche war sowieso eigenartig für uns, denn am Dienstag war in der Schweiz Feiertag. Der erste August ist der Nationalfeiertag der Schweiz und somit für die meisten Arbeitsfrei. Dies hat auch Konsequenzen für deutsche Firmen die in der Schweiz tätig sind. Für uns von der Deutschen Bahn gibt es da gewisse Unterscheidungen: Mitarbeiter die hauptsächlich auf Schweizer Gebiet arbeiten haben einen Feiertag. Zugbegleiter haben ihren Arbeitsplatz jedoch in den Zügen die hauptsächlich auf Deutschem Gebiet unterwegs sind und deshalb zählen bei “Fahrendem Personal” die deutschen Feiertage.

Feiertag in der Schweiz aber nicht für uns

Das bedeutete für unsere Umschülerguppe das wir Dienstag normal arbeiten mussten. Der Trainer, also unser Lehrer hat seinen Hauptsächlichen Arbeitsplatz aber in Basel und damit auf Schweizer Gebiet und hätte eigentlich Feiertag. Weil das aber für unseren Lehrnstoff sehr ungünstig lag wurde unser “Selbstlerntag” bei dem wir ohne Trainer alleine lernen mussten auf Freitag verlegt.

Lernerfolgskontrolle

Nach unserer Zwischenprüfung letzte Woche war klar wir werden noch ein paar solcher “Lernerfolgskontrollen” durchführen müssen. Dies ist wichtig weil wir nach dieser Umschulung als ausgebildete Fachkraft angesehen werden. Es muss also nachweisbar sein was wir gelernt haben. Im Samstagsplausch von letzte Woche habe ich beschrieben wie es uns mit der ersten Prüfung ging. Diese Woche folgte schon die zweite, allerdings wurde uns diese nicht so wie eine Zwischenprüfung angekündigt.

Nach einigen Übungen mit dem Tablet in der Bahneigenen Lernwelt kam der Trainer zu jedem Einzelnen und stellte eine neue Übung ein. Mir überreichte er mein Tablet mit den Worten “Deine Zeit zählt sobald Du diesen Button drückst, Du hast 30 Minuten”. Ich dachte das sei einfach nochmal so eine Lernschleife wie wir sie zuvor an dem Tag ein paar durchgearbeitet hatten und ich machte mich sofort an die Aufgaben.

Hellhörig wurde ich erst als einer der anderen Teilnehmer fragte “Wieso meine Zeit? Zählt das wie eine Prüfung?” Die Antwort lautete Ja!

Ohne das wir es vorher wussten startete der Trainer mit jedem von uns individuell die unangekündigte Prüfung! Ich war weit vor dem Zeitlimit fertig und durfte dann mit dem Trainer zusammen den Button “Auswerten” betätigen:

92 % richtig beantwortet !

In etwa der halben geplanten Zeit hatte ich meine Fragen beantwortet und dabei 92 % der möglichen Punktzahl erreicht. Da es keine 100 Fragen waren, habe ich keine der Fragen falsch beantwortet. Vermutlich fehlte irgendwo ein Häkchen bei einer Frage wo mehrere Antworten richtig gewesen wären.

Das bedeutet ich habe somit die Prüfung für den zweiten Themenbereich mit Bravour bestanden. Um zu bestehen waren lediglich 70 % Notwendig.

Also wenn ich an die Aufgaben ganz locker ran gehe hab ich fast alles richtig. Ich würde sagen diesen Themenbereich habe ich erfolgreich gelernt!

Grünes Licht!

Damit ist sichergestellt das ich für die Praktische Prüfung Ende August zugelassen werde. Bis dahin müssen wir nun an einzelnen Fahrzeugen (ganze Züge!!!) und Geräten ausgebildet werden. Jetzt geht es also in den Themenbereich Fahrzeugtechnik.

Wetter und Co.

Das Wetter war diese Woche nicht ganz so sommerlich wie sich das viele wünschen. Aber ich war sehr froh das es nicht heiß ist, denn bei Hitze kann ich nicht gut lernen, bei Temperaturen über 26 Grad kann ich kaum noch richtig denken!

Es war nicht heiß und es hat auch nicht zu viel geregnet. Eigentlich bin ich sehr dankbar für das bissel sanfter Sommerregen das wir abbekommen haben. Sieht man die Nachrichten aus Österreich und Slowenien dann wird einem klar: Bei uns hat es nicht zu viel geregnet!

Gestern hat mich Facebook an einen Eintrag von mir von vor 4 Jahren erinnert. Da hatte ich morgens um 8 Uhr gejammert das es in meiner Wohnung schon 29 Grad hatte und für den Tag 36-38 Grad angesagt waren!!!

Wir sollten uns lieber öfter ins Bewusstsein rufen wie gut es uns geht und für die augenblickliche Wetterlage dankbar sein. Lieber ein wenig kühler und nasser als solche Extreme!

Das dies schnell anders werden kann haben wir ja Anfang Juli erlebt. Bei einem kurzen heftigen Gewittersturm hat es hier in der Umgebung viele Bäume umgerissen und auch ein paar Dächer beschädigt. Auch auf meiner Täglichen Strecke an der Wiese liegen noch immer viele Äste und und umgestürzte Bäume.

Ein krasses Beispiel habe ich bei meinem Heimweg am ersten August fotografiert:

Am Wiesenufer hat es einen großen Baum entwurzelt.

Die Krone und der Stamm sind schon abtransportiert aber der Stumpf erinnert noch an den Sturm vom 11. Juli.

Die Krone des umgestürzten Baumes hat eine Parkbank getroffen und diese fast vollständig zerschlagen. Zum Glück waren hier keine Menschen unterwegs und es wurde niemand verletzt.

Jammert nicht über das Wetter

In diesem Sinne, jammert nicht über das Wetter. Ärgere Dich nicht über ein paar Wolken oder Regentropfen. Woanders ist es viel zu heiß oder es regnet so viel das es Überschwemmungen gibt. Ich bin dankbar das hier niemand verletzt wurde.

Diesen Artikel verlinke ich wie gewohnt im Samstagsplausch auf Karminrot.Wo die liebe Andrea auch über den Sommerregen schreibt, bei ihr findest Du auch das Karminrote Lesezimmer.

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