Samstagsplausch 14/24 Osterferien

Die vergangene Woche war für mich arbeitsreich und dabei auch sehr erlebnisreich. Das ist auch der Grund, weshalb ich diesen Samstagsplausch erst am Sonntagabend veröffentlichen kann.

In Baden-Württemberg und in einigen Kantonen der Schweiz waren diese Woche Schulferien. Dementsprechend waren viele Familien in unseren Zügen unterwegs. Auch für Leute ohne schulpflichtige Kinder ist diese Woche sehr beliebt um Urlaub zu machen. Für uns sind solche Termine „Hochsaison“

Mein Osterwochenende

Am Karfreitag hatte ich meinen Tariflichen freien Tag, das dieser auf den Feiertag fiel, war reiner Zufall. Am Samstag hatte ich eine relativ kurze Schicht, nach Mannheim und zurück. Aber da beide Züge gut mit Fahrgästen belegt waren, hatten wir allerhand zu tun.

Am Ostersonntag hatte ich eine Vormittagsschicht, deshalb konnte ich leider die besondere Oster-Andacht, die von meiner Kirchengemeinde auf dem Tüllinger veranstaltet wurde, nicht besuchen. Ein kleiner Gottesdienst morgens beim Sonnenaufgang auf dem Berg hätte ich gerne mit erlebt.

Ostermontag hatte ich schon wieder frei, eigentlich wollte ich diesen freien Tag gerne hergeben und arbeiten kommen, weil ich auf den Sonntagszuschlag scharf war. Aber das durfte ich nicht, weil ich sonst 7 Tage am Stück gearbeitet hätte und das ist nicht zulässig. Das war mir im Vorfeld gar nicht aufgefallen. Ich finde es sehr gut, das die EDV-Programme, mit der die Disposition die Schichten vergibt, auf solche Dinge aufmerksam macht. Auf diese Weise wird verhindert, dass wir Mitarbeiter zu viel am Stück arbeiten.

Schulferien Woche

Am Dienstag hatte ich Schichtbeginn um 3:48 Uhr … extrem früh. Weil es doch noch etwas kühl mitten in der Nacht ist, wollte ich nicht mit dem Fahrrad fahren und deshalb habe ich für diesen Tag extra ein Leihwagen genommen. Ich bin Carsharing-Kunde bei Stadtmobil und kann somit Fahrzeuge günstig stundenweise anmieten. Mehr darüber unter „So funktioniert Carsharing von Stadtmobil Südbaden“. Angesichts der recht kurzen Schicht, dachte ich das lohnt sich.

Doch als ich in der Dienststelle ankam waren ich und der ebenso betroffene Kollege dann doch etwas enttäuscht… denn unser Zug fiel aus! Stattdessen mussten wir bis nach 5 Uhr auf den nächsten Zug warten, mit diesem als Fahrgast nach Karlsruhe fahren und dort nochmal lange Pause machen, um nur einen Zug von Karlsruhe nach Basel zu begleiten… effektiv haben wir nur zwei Stunden wirklich gearbeitet.

Dafür waren dann Mittwoch, Donnerstag und Freitag das krasse Gegenteil! Lange Schichten mit richtig viel zu tun. Aber ganz ehrlich, mir ist das viel lieber. Die Züge waren richtig gut ausgelastet und mir macht die Arbeit mit vielen Fahrgästen echt Freude. Ich kann zwar verstehen, das es Leute gibt die das nicht so abkönnen… aber das wäre man als Zugbegleiter im falschen Job. Voll, eng und laut muss man vertragen können.

Unregelmäßigkeiten

Des Weiteren gehört es zu unserem Job in Ausnahmesituationen allein und schnell zu entscheiden, welche Tätigkeit gerade die wichtigste ist. Und so verschieden die Menschen sind, so verschieden auch die Reaktionen.

In einem der fast vollen Züge (ich möchte keine Details nennen) hatten wir eine defekte Fensterscheibe. Dabei besteht keine Gefahr für die Fahrgäste im Zug, aber außen könnten sich Teile davon durch den Fahrtwind lösen und dabei weitere Schäden verursachen oder gar Menschen verletzen. Deshalb muss eine gerissene Scheibe mit einer Schutzfolie überklebt werden. Dies müssten der Zugchef und der Triebfahrzeugführer machen, weil diese dazu eine besondere Ausbildung haben. Ich als Zugbegleiter darf dabei höchstens assistieren. Also daneben stehen, Sachen halten und vor allem verhindern, dass Fahrgäste sich einmischen und gar die Arbeiten stören. Den Job hat eine Kollegin übernommen. Ich hätte das vielleicht auch interessant gefunden zuzusehen… aber ich dachte mir es ist genau in dem Moment meine Aufgabe im Zug für die Fahrgäste da zu sein.

Die Kollegen von der Gastronomie im Zug hatten alle Hände voll zu tun. Es bildete sich eine lange Schlange im Bordbistro, denn viele Fahrgäste nutzten die zusätzliche Standzeit um sich ein Getränk oder Imbiss zu holen. Dann hatte ich die Idee ich schnappe mir ein Tablett und verkaufe den Fahrgästen, die nicht selber holen können, Kaffee und Cappuccino. Da wir an einem Bahnsteig standen, nutzte ich diesen und ging mit dem vollen Tablett außen am Zug vorbei, weil das schneller geht als durch die Wagen, zum entferntesten Wagen. Die Fahrgäste, die zum Rauchen oder Luftschnappen ausgestiegen waren, fanden das toll. Mehrere Personen erkannten, dass es so viel schneller ging und wählten auch diesen Weg um sich selber was zu holen. Und die Fahrgäste im Wagen 1 kauften mir die gebrachten Getränke „wie geschnitten Brot“ ab.

Da mir schnelles hin und her laufen nichts ausmacht, hab ich die Tour drei oder vier Mal gemacht. Dabei kam ich immer wieder mal an der „Flickstelle“ vorbei und ich erkundigte mich im Vorbeigehen nach dem Fortschritt. Diese Infos konnte ich dann den fragenden Fahrgästen weiter geben. Dabei hab ich nicht nur gut verkauft, sondern auch einige Fahrgäste glücklich gemacht. Aber auch allen anderen habe ich damit lächelnd gezeigt: „wir haben gerade ein Problem, aber wir machen das Beste daraus!“

So fasse ich meine Aufgabe auf: Wenn etwas schiefgeht die Situation für die Fahrgäste entschärfen und für bessere Stimmung sorgen. Auskünfte geben, wann es weiter geht usw. konnte ich ja gar nicht geben, weil wir das selber noch nicht wussten. Aber so konnte ich den Menschen die Wartezeit verkürzen und vor allem zeigen „wir sind da, wir tun was“ (auch wenn so ein Becher Kaffee an einem stehenden Zug nix ändert)

Das ist das Spannende an dem Beruf Zugbegleiter, jeder Tag ist anders. Mal viel herumsitzen und warten und mal viel hin und her laufen, es ist immer wieder spannend wie die nächste Schicht wird.

freies Wochenende

Dieses Wochenende hab ich Samstag und Sonntag frei, aber trotzdem kam ich gestern nicht dazu diesen Beitrag zu schreiben. Ich hatte viel Privates zu tun. Doch jetzt habe ich Urlaub und kann in den kommenden Tagen endlich meine Steuererklärung erledigen. Wenn alles klappt werde ich Ende der Woche ein wenig verreisen, aber dazu mehr im nächsten Samstagsplausch. Dieser wird dann auch wieder auf Karminrotblog und im Karminroten Lesezimmer verlinkt.

Vielen Dank für Deinen Besuch auf unterwegsistdasziel.blog

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