Ein Zugbegleiter Wochenende

Als Zugbegleiter im Fernverkehr muss ich regelmäßig am Samstag und Sonntag arbeiten. Wie so ein „Arbeitswochenende“ aussehen kann, möchte ich heute mal näher beschreiben.

Aus Datenschutzgründen lasse ich Zugnummer und genaue Abfahrtzeiten weg, und damit es nicht zu sehr nachvollziehbar, bleibe ich mit manchen Angaben etwas wage. Das ist voll beabsichtigt.

Guten Morgen am Samstag

Heute nehme ich Euch ein wenig mit in mein vergangenes Wochenende. Da es momentan morgen noch sehr kühl ich und ich erst kürzlich eine Erkältung mit Ohrenschmerzen hatte, verzichte ich noch darauf, mit dem Fahrrad zur Dienststelle in Basel zu fahren. Stattdessen nehme ich die S-Bahn, leider verkehrt diese samstags früh seltener und deshalb musste ich über eine Stunde vor Dienstbeginn schon auf die Bahn. Es wurde gerade hell und es regnete leicht. Trotzdem konnte ich eine gut gelauntes Selfie schießen.

Mit der S-Bahn ging es zur Dienststelle, wo ich viel Zeit für einen Kaffee und die morgendlichen Vorbereitungen hatte. Als Zugbegleiter im Fernverkehr müssen wir uns vor jedem Dienstbeginn über Neuerungen und Weisungen informieren. Doch meistens gibt es am Wochenende nicht viel Wichtiges zu lesen. Dennoch konnte ich die Zeit nutzen, um in Ruhe nochmal durchzulesen, was es die Woche über neues gab. Also die ersten 50 Minuten Arbeitszeit bestanden in Fummelei an Handy und Tablet mit einer frischen Tasse Kaffee.

Weil ich noch viel Zeit hatte, konnte ich dieses Bild im nicht öffentlichen Bereich des Bahnhofs machen. Dieses wohl schon sehr alte Warnschild ist mir schon paarmal aufgefallen, im Grunde laufe ich fast täglich daran vorbei. Mit diesem regnerischen Himmel im Hintergrund wird es zum markanten Motiv.

Mit dem ICE nach Karlsruhe

Das ist im Grunde unser „tägliches Brot“, denn alle unsere Züge fahren über Karlsruhe. Meine Dienststelle ist so am Rande von Deutschland gelegen, das alle ICE-Verbindungen erst mal nach Karlsruhe führen. Manchmal gibt es auch kürzere Schichten, die nur bis Karlsruhe und zurück führen, diese nennen wir dann liebevoll „Mutti-Schicht“

Was aber nicht bedeutet, dass ich immer dort aussteige und Pause habe. Aber vergangen Samstag war das der Fall. Nach nur knapp 2 Stunden Arbeit schon wieder in einer Dienststelle sitzen. In den Pausenräumen gibt es für uns Mitarbeiter stets kostenlosen Kaffee und Wasser. Beides ist für alle Dienststellen gleich. Es gibt überall Spezialitäten-Maschinen, die auch Cappuccino, Latte Macchiato, Schokolade, Tee und heißes Wasser in gleichbleibender Qualität liefern. Des Weiteren gibt es immer einen Wasserspender für Trinkwasser, das man wahlweise gekühlt und mit Kohlensäure versetzt zapfen kann. Oft gib es auch Automaten mit Süßigkeiten und Snacks.

Dieses Bild zeigt mich irgendwann diese Woche im Pausenraum in Karlsruhe. Mein Essen hatte ich mitgebracht. Ohne eine Wasserflasche gehe ich nie zur Arbeit. Diese fülle ich auch grundsätzlich auf, bevor ich in den Zug steige. Denn sollte es zu unerwarteten Unregelmäßigkeiten kommen, so hab ich dann wenigstens genügend zu trinken.

Und das Strickzeug ist bei mir momentan auch immer dabei, so kann ich solche „Tätigkeitsunterbrechungen“ sinnvoll nutzen. Ich stricke zur Zeit Socken auf Vorrat für den Weihnachtsbasar in meiner Kirchengemeinde. Mein Ziel ist es bis Dezember eine lohnende Stückzahl zu stricken.

Weiter nach Frankfurt Hauptbahnhof

Bis zum Frankfurt fahren wir regelmäßig, mindestens 2-3 mal die Woche habe ich dort Pause. Der Frankfurter Hauptbahnhof ist ein Kopfbahnhof und dadurch ergeben sich recht weite Gehwege. Aber sowohl die Kantine als auch die Pausenräume sind nah gelegen. Doch je nach Tageszeit ist es sehr voll…

Wenn gerade viele Mitarbeiter in den Pausenräumen sind, werden auch angrenzende Räume als Aufenthaltsraum angeboten. Deshalb sehr ihr hier meine Tasse vor den Fächern für irgendwelche Formulare usw. doch auch hier gibt es Kaffeemaschine, Wasser und ausreichend Sitzgelegenheiten.

Ganz cool in Frankfurt ist, dass es im Ruheraum zwei Massagesessel gibt. Die jedoch gerade zu Stoßzeiten dauerbesetzt sind. Ich hab die Massage auch schon genutzt und einmal hat sie mir bei einer Verspannung in der Lendengegend extrem gut geholfen.

Der Frankfurter Hauptbahnhof ist riesig, einer der größten in Deutschland. Trotzdem habe ich genau hier schon mal zufällig einen Bekannten aus Lörrach getroffen. Lies dazu „Am Bahnsteig in Frankfurt“. Es wird fast rund um die Uhr an zahlreichen Ständen etwas zu Essen oder Trinken angeboten. Ich hab da auch schon einiges ausprobiert. Frittenwerk ist lecker, aber für jeden Tag zu teuer. Es gibt Kollegen, die schwören auf den Sushi-Stand in der Markthalle. Aber Sushi mag ich persönlich überhaupt nicht.

Meine Samstags-Schicht letzte Woche

Nach einer Pause in Karlsruhe ging es weiter nach Frankfurt Hauptbahnhof. Der Zug war gut ausgelastet, aber nicht zu voll. Kein Wunder, es sind ja Osterferien in Baden-Württemberg und das merkt man im Zug sofort. Es waren sehr viele Familien mit Kindern unterwegs. In Frankfurt hatte ich meine gesetzliche Mittagspause. Zurück ging es auch wieder nur bis Karlsruhe, wo ich eine weitere Tätigkeitsunterbrechung von einer Stunde hatte.

Zu solchen zerstückelten Schichten kommt es, am Wochenende öfters, manchmal auch bedingt durch Baustellen. Es hat auch damit zu tun, dass auf bestimmten Streckenabschnitten eine ausreichende Zahl an Mitarbeitern auf dem Zug sein müssen, um das auch bei Zugverspätungen gewährleisten zu können, werden zu Stoßzeiten Mitarbeiter in den Dienststellen „geparkt“, um diese notfalls einsetzten zu können. Am Anfang haben mich solche Schichten mit vielen „Löchern“ genervt, doch jetzt habe ich mich daran gewöhnt und weis die Leerlaufzeiten für mich selbst zu nutzen.

Endspurt nach Basel

Nachdem ich so ausgeruht war, konnte ich im Zug nach Basel nochmal richtig powern. Und beim „Am Platz Service“ den Fahrgästen Kaffee & Co. verkaufen. Alle anderen Kollegen waren schon müde und ich war fit und motiviert.

So war der Sonntag

Meine Schicht am Sonntag war beinahe noch zerstückelter. Zuerst hatte ich einen ICE bis Frankfurt und laut Plan sollte ich von dort als Gastfahrt zum Flughafen fahren. Doch wir hatten etwas Verspätung und vermutlich deshalb rief mich die Dispo an, ich sollte am Hauptbahnhof bleiben und dort auf den Zug Nummer „Soundo“ gehen. Ich war zuerst etwas verwirrt, weil mir nicht klar war das das genau der Zug ist den ich ab Frankfurt Flughafen hätte begleiten sollen… ich stieg also einfach nur einen Bahnhof eher auf.

Die Fahrt ging aber nur bis Mannheim, wo ich eine weitere kleine Unterbrechung hatte um dann „Gastfahrt“ nach Stuttgart zu machen. Das sah dann so aus:

Eine Stunde Sockenstricken in der ersten Klasse…

In Stuttgart hatte ich eine längere Pause und lernte dort endlich mal die Dienststelle kennen. Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist momentan sehr chaotisch und aufgrund der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 sind die Gehwege extrem weit. Zusätzlich noch ist die Dienststelle zwei Straßen entfernt… wir haben also eine kleine Wanderung gemacht…

Von Stuttgart ging es dann im Dienst wieder nach Mannheim wo ich zum dritten Mal an dem Tag umgestiegen bin. Ab da dann endlich Richtung Basel. Und auch hier hab ich den letzten Abschnitt genutzt um beim „Am Platz Service“ nochmal richtig zu powern.

Ein wunderschönes Feedback

Obwohl die anderen Kollegen auf dem Zug schon bald keine Lust mehr hatten, hab ich mich freiwillig gemeldet, um Kaffee in der zweiten Klasse zu verkaufen. Diese Tätigkeit war vor Mannheim gar nicht möglich gewesen, weil der Zug viel zu voll war (Leute stehen im Gang). Doch jetzt hatte es sich etwas geleert. Hier sah ich meine Chance. Ich ging mit einem vollen Tablett voller Kaffee und Cappuccino durch die Wagen, insgesamt 4 Mal musste ich Nachschub holen und es reichte immer noch nicht bis zum letzten Wagen. Die Fahrgäste reagierten sehr erfreut über mein Angebot und fast jeder gab mir Trinkgeld!

Nach Dienstschluss in der S-Bahn nach Hause sprach mich eine ältere Dame an „Sie waren doch vorhin im ICE? Sie haben mir ganz nett einen Kaffee gebracht, ich habe mich so gefreut“ ! Oh Wow, das ist ein schönes Feedback. Dieser Dame habe ich durch diese Kleinigkeit eine positive Erinnerung an diese Zugfahrt von über 5 Stunden bereitet.

Mein Beruf als Zugbegleiter im Fernverkehr ist sehr abwechslungsreich und kurzfristig auch mal stressig, aber insgesamt ist es ein toller Job, der mir viel Spaß macht.

Ein Gedanke zu „Ein Zugbegleiter Wochenende

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